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HiSpeed
Forenkaterherrchen

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Weihnachtsgeschichten.... Zitatantwort auf diesen Beitrag erstellen Diesen Beitrag editieren/löschen       IP Information Zum Anfang der Seite springen

werde nun versuchen bis zum 24 euch jeden Tag mit einer Geschichte zu erfreuen oder zu quälen Augenzwinkern pfeifen



Rudolph, das Rentier mit der Roten Nase

Hoch oben im Norden, wo die Nächte dunkler und länger und der Schnee viel weißer ist als in unseren Breitengraden, sind die Rentiere beheimatet. In jedem Jahr geht der Weihnachtsmann dort auf die Suche nach den stärksten und schnellsten Tieren, um seinen gewaltigen Schlitten durch die Luft zu befördern. In dieser Gegend lebte eine Rentierfamilie mit ihren fünf Kindern. Das Jüngste hörte auf den Namen Rudolph und war ein besonders lebhaftes und neugieriges Kind, das seine Nase in allerlei Dinge steckte. Tja, und diese Nase hatte es wirklich in sich. Immer, wenn das kleine Rentier-Herz vor Aufregung ein bisschen schneller klopfte, leuchtete sie so rot wie die glühende Sonne kurz vor dem Untergang.

Egal, ob er sich freute oder zornig war, Rudolphs Nase glühte in voller Pracht. Seine Eltern und Geschwister hatten ihren Spaß an der roten Nase, aber schon im Rentierkindergarten wurde sie zum Gespött der vierbeinigen Racker. "Das ist der Rudolph mit der roten Nase", riefen sie und tanzten um ihn herum, während sie mit ihren kleinen Hufen auf ihn zeigten. Und dann erst in der Rentierschule! Die Rentier-Kinder hänselten ihn wo sie nur konnten.

Mit allen Mitteln versuchte Rudolph seine Nase zu verbergen, indem er sie mit schwarzer Farbe übermalte. Spielte er mit den anderen verstecken, freute er sich, dass er diesmal nicht entdeckt worden war. Und im gleichen Moment begann seine Nase so zu glühen, dass die Farbe abblätterte.

Ein anderes Mal stülpte er sich eine schwarze Gummikappe darüber. Nicht nur, dass er durch den Mund atmen musste. Als er auch noch zu sprechen begann, klang es als säße eine Wäscheklammer auf seiner Nase. Seine Mitschüler hielten sich die Rentier-Bäuche vor Lachen, aber Rudolph lief nach Hause und weinte bitterlich. "Nie wieder werde ich mit diesen Blödhufen spielen", rief er unter Tränen, und die Worte seiner Eltern und Geschwister konnten ihn dabei nur wenig trösten.

Die Tage wurden kürzer und wie in jedem Jahr kündigte sich der Besuch des Weihnachtsmannes an. In allen Rentier-Haushalten wurden die jungen und kräftigen Burschen herausgeputzt. Ihre Felle wurden so lange gestriegelt und gebürstet bis sie kupfernfarben schimmerten, die Geweihe mit Schnee geputzt bis sie im fahlen Licht des nordischen Winters glänzten. Und dann war es endlich soweit. Auf einem riesigen Platz standen Dutzende von Rentieren, die ungeduldig und nervös mit den Hufen scharrten und schaurig-schöne Rufe ausstießen, um die Mitbewerber zu beeindrucken. Unter ihnen war auch Rudolph, an Größe und Kraft den anderen Bewerbern zumeist deutlich überlegen. Pünktlich zur festgelegten Zeit landete der Weihnachtsmann aus dem nahegelegenen Weihnachtsdorf, seiner Heimat, mit seinem Schlitten, der diesmal nur von Donner, dem getreuen Leittier gezogen wurde. Leichter Schnee hatte eingesetzt und der wallende rote Mantel war mit weißen Tupfern übersät. Santa Claus machte sich sofort an die Arbeit, indem er jedes Tier in Augenschein nahm. Immer wieder brummelte er einige Worte in seinen langen weißen Bart.

Rudolph kam es wie eine Ewigkeit vor. Als die Reihe endlich bei ihm angelangt war, glühte seine Nase vor Aufregung fast so hell wie die Sonne. Santa Claus trat auf ihn zu, lächelte freundlich und – schüttelte den Kopf. "Du bist groß und kräftig. Und ein hübscher Bursche dazu ", sprach er, "aber leider kann ich dich nicht gebrauchen. Die Kinder würden erschrecken, wenn sie dich sähen." Rudolphs Trauer kannte keine Grenzen. So schnell er konnte, lief er hinaus in den Wald und stampfte brüllend und weinend durch den tiefen Schnee.

Die Geräusche und das weithin sichtbare rote Licht lockten eine Elfe an. Vorsichtig näherte sie sich, legte ihre Hand auf seine Schulter und fragte : "Was ist mit dir?"

"Schau nur, wie meine Nase leuchtet. Keiner braucht ein Rentier mit einer roten Nase!" antwortete Rudolph.

"Das kenne ich", sprach die Elfe, "ich würde gerne im Weihnachtsdorf mit den anderen Elfen arbeiten. Aber immer, wenn ich aufgeregt bin, beginnen meine Ohren zu wackeln. Und wackelnde Ohren mag Santa Claus nicht."

Rudolph blickte auf, wischte sich mit den Hufen die Tränen aus den Augen und sah eine bildhübsche Elfe, deren Ohren im Rhythmus eines Vogelschlags hin und her wackelten.

"Mein Name ist Herbie", sagte sie schüchtern. Und während sie sich so in die Augen sahen, der eine mit einer leuchtend roten Nase, die andere mit rhythmisch wackelnden Ohren, prusteten sie urplötzlich los und lachten bis ihnen die Bäuche weh taten.

An diesem Tag schlossen sie Freundschaft schwatzten bis in die Nacht und kehrten erst am frühen Morgen heim.

Mit Riesenschritten ging die Zeit auf Weihnachten zu. Herbie und Rudolph trafen sich in dieser Zeit viele Male im Wald. Alle waren mit den Vorbereitungen für das Weihnachtsfest so beschäftigt, dass sie nicht bemerkten, wie sich das Wetter von Tag zu Tag verschlechterte.

Am Vorabend des Weihnachtstages übergab die Wetterfee Santa Claus den Wetterbericht. Mit sorgenvoller Miene blickte er zum Himmel und seufzte resigniert : "Wenn ich morgen anspanne, kann ich vom Kutschbock aus noch nicht einmal die Rentiere sehen. Wie soll ich da den Weg zu den Kindern finden?"

In dieser Nacht fand Santa Claus keinen Schlaf. Immer wieder grübelte er über einen Ausweg nach. Schließlich zog er Mantel, Stiefel und Mütze an, spannte Donner vor seinen Schlitten und machte sich auf den Weg zur Erde. "Vielleicht finde ich dort eine Lösung", dachte er. Während seines Fluges begann es in dichten Flocken zu schneien. So dicht, dass Santa Claus kaum etwas sehen konnte.

Lediglich ein rotes Licht unter ihm leuchtete so hell, dass ihm der Schnee wie eine riesige Menge Erdbeereis vorkam. Santa Claus liebte Erdbeereis. "Hallo", rief er, "was hast du für eine hübsche und wundervolle Nase! Du bist genau der, den ich brauche. Was hältst du davon, wenn du am Weihnachtstag vor meinem Schlitten herläufst und mir so den Weg zu den Kindern zeigst?"

Als Rudolph die Worte des Weihnachtsmannes hörte, fiel ihm vor Schreck der Tannenbaum zu Boden und seine Nase glühte so heftig wie noch nie in seinem Leben. Vor lauter Freude fehlten ihm die Worte. Erst langsam fand er seine Fassung wieder.

"Natürlich furchtbar gerne. Ich freu’ mich riesig." Doch plötzlich wurde er sehr traurig. "Aber wie finde ich den Weg zurück zum Weihnachtsdorf, wenn es so dicht schneit?" Im gleichen Moment, in dem er die Worte aussprach, kam ihm eine Idee.

"Bin gleich wieder da", rief er, während er schon in schnellem Galopp auf dem Weg in den Wald war und einen verdutzten Santa Claus zurückließ. Wenige Minuten später kehrten ein Rentier mit einer glühenden Nase und eine Elfe mit wackelnden Ohren aus dem Wald zurück. "Sie wird uns führen, Santa Claus", sagte Rudolph voller Stolz und zeigte auf Herbie. "Mit ihren Ohren hält sie uns den Schnee vom Leibe. Und sie kennt den Weg." "Das ist eine prachtvolle Idee", dröhnte Santa Claus. "Aber jetzt muss ich zurück. Auf morgen dann."

Und so geschah es, dass Santa Claus am Weihnachtstag von einem Rentier mit einer roten Nase und einer Elfe mit wackelnden Ohren begleitet wurde.

Rudolph wurde für seine treuen Dienste am nächsten Tag von allen Rentieren begeistert gefeiert. Den ganzen Tag tanzten sie auf dem großen Marktplatz und sangen dazu : "Rudolph mit der roten Nase, du wirst in die Geschichte eingehen."

Und es muss jemanden gegeben haben, der Santa Claus und seine beiden Helfer beobachtet hat. Sonst gäbe es sie heute nicht, die Geschichte von Rudolph mit der roten Nase.

30.11.2003 12:56 Email an HiSpeed senden Beiträge von HiSpeed suchen
what a pitty
Administrator



Dabei seit: 23.06.2001

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Das ist schön HiSpeed, dann brauche ich keine Geschichten zu suchen und konzentriere mich auf die Weihnachtslieder Augenzwinkern

30.11.2003 16:07 Email an what a pitty senden Homepage von what a pitty Beiträge von what a pitty suchen
HiSpeed
Forenkaterherrchen

Dabei seit: 02.08.2001

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Du, Susanne, wer ist eigentlich Odu? Ich saß gerade mit Timmi, meinem vierjährigen Patenkind, in der Küche und las die Packungsbeilage zu der Backmischung "Knusperhäuschen". Timmi stopfte sich faustweise Gummibärchen in den Mund (die wir eigentlich als Gartenzaun verwenden wollten) und im Radio dudelten Weihnachtslieder. "Bitte wer?" fragte ich geistesabwesend.
Na Odu, der Fröhliche.
Kenn ich nicht, wer soll denn das sein?
Na von dem die immer singen....
Endlich dämmerte es mir, er meinte das Lied "Oh du fröhliche" - ich tarnte meinen Lachanfall als Hustenanfall und musste mir eingestehen, das ich schon lange nicht mehr auf die Liedtexte geachtet hatte.
Aber wenn man von Kindern umgeben ist, nimmt man die Weihnachtszeit sowieso ganz anders wahr. Beispiel: Das Knusperhäuschen. Da ich meinen eigenen bauhandwerklichen Fähigkeiten nicht so ganz über den Weg traute, hatte ich die Fertighausvariante gewählt. Aber was auf der Packungsrückseite so einfach aussah, entpuppte sich in der Praxis als Pfusch am Bau. Ich hatte den Zuckerguß zu flüssig angerührt und keine der vier Hauswände klebte an der anderen. Normalerweise hätte ich spätestens jetzt das Handtuch geworfen. Aber für Timmi riss ich mich zusammen.
Wir umklebten einen Schuhkarton mit unseren Teigmauern und hatten das erste Flachdach-Hexenhäuschen der Nachbarschaft. Dann kam das Gefängnis mit seinen Gitterstäben aus Salzstangen, aber Timmi fand es blöd, das Hänsel eingesperrt werden sollte, und das Ende der Geschichte passte ihm sowieso nicht. Traditionsbewußt, wie ich nun mal bin, wollte ich ihm weismachen, das "es sich eben so gehört", aber Timmi, der kleine Freidenker, ließ sich durch meinen Einwand überhaupt nicht beirren. Wenig später spielten Hänsel, Gretel und die Hexe einträchtig im Garten unseres Bungalows mit einer Marzipankartoffel Fussball. Da wir fast alle Süßigkeiten zum Verzieren aufgegessen hatten, mussten wir das Dach mit Tick-Tacks decken (die mochten wir beide nicht so gern) und alles andere mit Lakritzschnecken tapezieren (davon hatten wir reichlich).
Abends war mir ein wenig flau im Magen, die Küche klebte und ich konnte die Kassette "Benjamin Blümchen und der Weihnachtsmann" rückwärts herunterbeten. Aber ich war glücklich - so intensiv hatte ich die Adventszeit schon lange nicht mehr erlebt.


Susanne Rückert

01.12.2003 05:04 Email an HiSpeed senden Beiträge von HiSpeed suchen
petra_mustaine


Dabei seit: 30.08.2001

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smile

__________________
mit einem freundlichen wort und einer kanone kommt man viel weiter als nur mit einem freundlichen wort

01.12.2003 13:53 Email an petra_mustaine senden Homepage von petra_mustaine Beiträge von petra_mustaine suchen Füge petra_mustaine in deine Contact-Liste ein
HiSpeed
Forenkaterherrchen

Dabei seit: 02.08.2001

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Ein kleiner Junge besuchte seinen Großvater und sah ihm zu, wie er die Krippenfiguren schnitzte. Der Junge schaute sie sich ganz intensiv an, und sie fingen an, für ihn zu leben. Da schaute er das Kind an – und das Kind schaute ihn an. Plötzlich bekam er einen Schrecken, und die Tränen traten ihm in die Augen."Warum weinst du denn?" fragte das Jesuskind. "Weil ich dir nichts mitgebracht habe", sagte der Junge. "Ich will aber gerne etwas von dir haben", entgegnete das Jesuskind. Da wurde der Kleine rot vor Freude. "Ich will dir alles schenken, was ich habe", stammelte er. "Drei Sachen möchte ich von dir haben", sagte das Jesuskind. Da fiel ihm der Kleine ins Wort: "Meinen neuen Mantel, meine elektrische Eisenbahn, mein schönes Buch....."? – "Nein", entgegnete das Jesuskind," das alles brauche ich nicht. Schenk mir deinen letzten Aufsatz!"
Da erschrak der Kleine."Jesus", stotterte er ganz verlegen... und flüsterte: "Da hat doch der Lehrer, ungenügend , darunter geschrieben". "Eben deshalb will ich ihn haben", antwortete das Jesuskind. "Aber, warum denn?" fragte der Junge. "Du sollst mir immer das bringen, wo, ungenügend, darunter steht. Versprichst du mir das"?. "Sehr gern", antwortete der Junge. "Aber ich will noch ein zweites Geschenk von dir", sagte das Jesuskind... "deinen Milchbecher". Aber den habe ich doch heute zerbrochen, entgegnete der Junge. "Du sollst mir immer das bringen, was du im Leben zerbrochen hast.
Ich will es wieder heil machen. Gibst du mir das auch? "Das ist schwer", sagte der Junge. " Hilfst du mir dabei?" "Aber nun mein dritter Wunsch", sagte das Jesuskind.
Du sollst mir nun noch die Antwort bringen, die du der Mutter gegeben hast, als sie fragte, wie denn der Milchbecher kaputtgegangen ist. Da legte der Kleine die Stirn auf die Kante und weinte so bitterlich. "Ich, ich, ich...." brachte er unter Schluchzen mühsam heraus..." ich habe den Becher umgestoßen, in Wahrheit habe ich ihn absichtlich auf die Erde geworfen." Ja, du sollst mir all deine Lügen, deinen Trotz, dein Böses, was du getan hast, bringen", sagte das Jesuskind." Und wenn du zu mir kommst, will ich dir helfen, ich will dich annehmen in deiner Schwäche, ich will dir immer neu vergeben, ich will dich an deiner Hand nehmen und dir den Weg zeigen. "Willst du dir das schenken lassen?"
Und der Junge schaute, hörte und staunte......




02.12.2003 05:19 Email an HiSpeed senden Beiträge von HiSpeed suchen
observerbb
Mitglied

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danke .....

__________________

Bigbrother? - never heard of

02.12.2003 08:28 Email an observerbb senden Beiträge von observerbb suchen
HiSpeed
Forenkaterherrchen

Dabei seit: 02.08.2001

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Das Knistern

Wir schreiben mal wieder Dezember. Schon wieder geht es auf Weihnachten zu, auf das große helle Licht mit der schönen Wärme - mitten im kalten Winter. Das raschelt und knistert in allen Ecken. Der eine kommt mit diesem nach Haus, der andere mit jenem. Und wenn er seinen Kram so einigermaßen wegpacken und verstecken will - dann liegt da schon was und das darf man auch nicht wegnehmen und darf es auch nicht auswickeln.

"Wer hier rumschnüffelt, kriegt nichts zu Weihnachten!" sagt Mutter. "Nee, Mutter, ich wollte ja auch gar nicht rumschnüffeln" sagt unser kleiner Philipp, "ich wollte ja bloß sehen, was es ist!" "Nee, sollst du auch nicht! Du sollst warten, bis es soweit ist!" "Ooch - bis das soweit ist -? Dann krieg ich das ja Meinlebtag nicht zu wissen und zu sehen!?" Unsre kleine Ulli hat beide Hände unter der Schürze: "Mutter, wohin kann ich noch mal was - für dich - so gut verstecken, dass du es gar nicht finden kannst?" "Ach, beste Deern", sagt Mutter. "Wie groß ist es denn?" "Ja, - das ist so --- so - als wenn du zwei so kleine Topflappen in Papier wickelst!" "Nee - zwei kleine Pottlappen -? Und die soll ich zu Weihnachten haben? Hast du die denn selbst gehäkelt -?" "Ooch, Mutter, nun hast du das ja schon wieder erraten. Das sollst du doch noch gar nicht wissen!"

"Ich weiß nicht", sagt meine Frau gestern morgen, "hier stinkt doch was in der Stube?" Ich sage: "Gedacht habe ich mir das auch mal, aber - das müsste dann wohl von draußen kommen - vielleicht vom Mülleimer her -?!" "Ha, wie sollte das wohl", sagt meine Frau. "Der Mülleimer ist leer und sauber, und steht sieben Meilen hinterm Haus?! - Nee, nee, das muss hier in der Stube sein. - Und das stinkt wie die Pest!" "Kann ich nicht riechen!" sagt unser kleiner Philipp und schwingt seinen Ranzen auf den Buckel und geht zur Tür: "Mutter, wenn du hier rumschnüffelst -? Du weißt doch, was du gesagt hast -?" "Ja, weiß ich. Mach du mal , dass du in die Schule kommst. Die Uhr ist schon 10 Minuten nach!" Und sie bringt ihn noch schnell an die Haustür, und geht wieder in die Küche.

Aber wie sie so nach einer halben Stunde wieder in die Stube kommt, fängt sie doch gleich wieder an zu schnüffeln. "Kinder nein - das wird ja immer toller - mit dem Gestank. Dass du das nicht riechen kannst?" "Aach", sage ich, "wenn man hier so sitzt - und wenn du das nicht anders weißt, --- die Menschen gewöhnen sich ja an alles". Aber nun gibt es bei meiner Frau kein Halten mehr. Nun will sie wissen woher der Gestank kommt. Und nun riecht sie in alle Ecken rein und schnüffelt sich so langsam an die Kommode heran. "Hier muss es sein! Hier kommt das raus! - Wie so'n Stück faules Fleisch -- oder ne tote Ratte - vielleicht unter der Kommode? - Ach, du könntest mir ja auch mal ein bisschen helfen! - Immer und immer an deinem ollen Schreibtisch!" "Ja, nun, - wenn das so ist, und wenn das sein muss - dann kann ich ja mal eben aufstehen". - Ich gucke unter die Kommode - nix zu sehen. Aber riechen tut das da, ja - das kann ich in der Nase spüren. Ich ziehe die unterste Schublade mal eben auf - Philipp sein Schubfach - und muss schleunigst den Kopf wieder zurückziehen - so stinkt das da raus.

Und - ja - da ist es auch. Hinten in der Ecke - in so einer alten Pappschachtel - hat unser kleiner Philipp sich drei solche großen "Kücksen" versteckt, so große spitze Muscheln mit einer Art Krabbe - mit so 'nem Einsiedlerkrebs drin. Die hat er schon vor drei Tagen von unserm Nachbarn, einem Seefischer, bekommen und hat sie fein unter in die Kommode reingepackt - will er seiner Mutter zu Weihnachten schenken. Sie sehen ja ganz schön aus, die Dinger, - und sind auch 'ne "richtige Seltenheit". Aber wenn sie schon 5 Tage tot sind, dann stinken sie wirklich -- wie die Pest. "Raus mit dem Zeug!" sagt meine Frau. "Und ganz weit weg! Hinten auf's Land. Und dann - alle Fenster auf! Dass der Gestank rauskommt!" "Darum sei man nicht traurig, Philipp", sagt unsre kleine Ulli mittags zu ihm. "Lass die ollen Muscheln man sausen. Ich weiß noch was ganz anderes, was du Mutter zu Weihnachten schenken kannst. Komm nachher mal mit raus, dann gebe ich dir das."

Und 'ne halbe Stunde später, wie unsere Mutter wieder in der Küche ist und abwäscht - da sitzt unser kleiner Philipp schon - krumm wie ein Flitzebogen - in der Stube auf einem Stuhl und hat 'ne kleine feine Decke für unsern Brotkorb auf den Knien liegen, und ist wie toll am Sticken: Da sollten ein paar bunte Blumen drauf. "Feine Kreuzstickerei", sagt Ulli dazu. Und sie zeigt ihrem Philipp-Bruder, wie er die Nadel anfassen soll. "So, und nun hier reinstechen, und da wieder raus. - Und nun hier wieder rein und da wieder raus. Und dann von da wieder hierher! - Und dann nimmst du mal wieder 'nen grünen Faden!" Und mit einem Mal geht die Tür auf, und unsere Mutter kommt rein.

Und Philipp will schnell aufstehen und will die kleine Decke wegstecken. - Und da - da - da kann er das gar nicht so schnell - da geht das nicht. Er hat sich die kleine Decke an der Hose festgenäht, an seiner eigenen Büx, gerade über dem Knie. Und nun steht er da und ist dicht vor dem Brüllen. Und unsere Mutter kriegt das Grinsen und ich weiß nicht was ich machen soll. Und in wenigen Tagen ist Weihnachten! - Was soll unser Klein-Philipp sich nun bloß noch ausdenken und ausklamüsern? Kaufen mag er nicht gern etwas - und er hat ja auch kein Geld. -- Wenn ihr noch was wisst, dann sagt ihm doch schnell mal Bescheid. Aber so, dass seine Mutter das nicht hört! Die soll das ja noch nicht wissen.

03.12.2003 05:22 Email an HiSpeed senden Beiträge von HiSpeed suchen
HiSpeed
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Ein kleines Licht

Jetzt habt ihr mich angezündet und schaut in mein Licht. Ihr erfreut euch an meiner Helligkeit, an der Wärme, die ich spende. Und ich freue mich, dass ich für euch brennen darf. Wäre dem nicht so, läge ich vielleicht in einem alten Karton herum - zu nichts von Nutzen. Sinn bekomme ich erst dadurch, dass ich brenne. Aber - ich weiß nur zu gut - je länger ich brenne, um so mehr neige ich mich meinem Ende zu. „Abgebrannt“ werdet ihr sagen und das, was von mir übrig bleibt, wegwerfen...

Ich weiß, es gibt immer diese beiden Möglichkeiten für mich: Entweder ich bleibe im Karton - unangerührt, vergessen, im Dunkeln - oder aber ich brenne, werde kürzer, gebe alles her, was ich habe, zu Gunsten des Lichtes und der Wärme. Somit führe ich mein eigenes Ende herbei. Und doch, ich finde es schöner und sinnvoller, etwas hergeben zu dürfen als kalt zu bleiben und im düsteren Karton zu liegen.
Schaut, so ist es auch mit euch Menschen! Entweder ihr zieht euch zurück, bleibt für euch, erhaltet euch - und es bleibt kalt und leer -, oder ihr geht auf die Menschen zu und gebt ihnen Wärme und Liebe - dann erhält euer Leben Sinn. Es ist ausgefüllt.

Aber, ihr wisst es, dafür müsst ihr etwas von euch selbst hergeben, etwas von eurer Freude, von eurer Herzlichkeit, von eurem Lachen, vielleicht auch von eurer Traurigkeit. Ich meine, ihr solltet nicht ängstlich darauf bedacht sein, euch selbst zu bewahren. Ich meine, nur wer sich verschenkt, wird reicher. Nur wer andere froh macht, wird selbst froh. Nur wer Licht ist für andere wird selbst Licht empfangen. Je mehr ihr für andere brennt, um so heller wird es in euch selbst. Ich glaube bei vielen Menschen ist es nur deshalb so düster, weil sie sich scheuen, für andere da zu sein, anderen Licht zu bringen. Sie klagen und murren in einem fort über die dunklen Zeiten. Sie haben immer noch nicht begriffen: Ein einziges Licht, das brennt, ist mehr wert als alle Dunkelheit der Welt. Also - lasst euch ein bisschen Mut machen von einer winzigen kleinen Kerze.


Adalbert Ludwig Bailing

04.12.2003 05:18 Email an HiSpeed senden Beiträge von HiSpeed suchen
HiSpeed
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Alltag im Advent

Nicht nur wir Normalbürger haben mit der Polizei zu tun.
Auch einem Nikolaus kann es passieren, dass er mit einem ganz irdischen Blauen in Kontroversen kommt.
So wartete am Montagabend, dem berühmten 6. Dezember, ein Streifenbeamter der Polizei an einem ganz gewöhnlichen kleinen Auto, das der Fahrer völlig unvorschriftsmäßig und keck in ein deutlich bezeichnetes Parkverbot gestellt hatte. Der Polizist, - es war nicht gerade in der kritischen Innenstadt – war eben am überlegen, ob er seinen Block mit vorgedruckten Aufforderungen, sich auf dem Revier zu melden, ziehen solle, aber da es so kalt war, ließ er die Hände lieber in den Handschuhen. Unschlüssig stand er, ob er besser weitergehen oder amtliche Kenntnis zu nehmen hätte.
In diese Überlegung hinein trat eine vermummte Gestalt aus dem Hauseingang, schritt auf den Wagen zu und erwies sich als der Fahrer des falsch geparkten Fahrzeugs. Als Polizist kann man nun nicht mehr den Ahnungslosen markieren, sondern ist zur Amtshandlung gezwungen.
Sie!, sagte der Ordnungshüter, dem der Autofahrer den Buckel hinstreckte, Sie!,haben sie nicht gesehen, dass sie im Parkverbot stehen?“
Der Fremde drehte sich um.
Wahrscheinlich haben dem Polizeibeamten, der ja auch einmal ein Knabe war, in diesem Augenblick die amtsblauen Hosenbeine geschlottert. Denn der Autofahrer trug eine Kutte, einen mächtigen weißen Bart, eine Rute in der Hand und sah ehrfurchtsvoll drein.
....im Parkverbot stehen, monierte der Beamte nur noch schwach und hätte sich eigentlich am liebsten unverzüglich auf seinen Rundgang begeben.
Stimmt!, brummte der Nikolaus und ließ lässig die Rute in den Fingern kreisen.
Das ist ein Parkverbot. Aber sie wissen, dass auch im Parkverbot das Be- und entladen des Fahrzeugs erlaubt ist!
Allerdings, stimmte der Polizist froh ein.
Und wie sie hier sehen, fuhr der Nikolaus fort und schwang einen leeren Sack, habe ich in diesem Haus einiges entladen. Dieser Sack war einmal voll mit Äpfeln, Nüssen und anderen Sachen. Oder wollten sie, dass ein Nikolaus von heute einen Sack zu Fuß schleppen soll, wo jedes Bierfahrzeug im Halteverbot halten darf?
Oh!, lächelte der Polizeibeamte, das wollte ich keineswegs. Das geht in Ordnung. Ich wünsche Ihnen ein frohes Weihnachtsfest!
Am liebsten hätte er noch,lieber Nikolaus, angefügt. Aber da genierte er sich. Ein Polizeibeamter ist ja schließlich kein Knabe mehr.

05.12.2003 05:18 Email an HiSpeed senden Beiträge von HiSpeed suchen
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Die Weihnachtsgans


In einem Vorort von Wien lebten in der hungrigen Zeit nach dem Krieg zwei nette, alte Damen. Damals war es noch schwer, sich für Weihnachten einen wirklichen Festbraten zu verschaffen. Und nun hatte die eine der Damen die Möglichkeit, auf dem Land - gegen allerlei Textilien - eine wohl noch magere, aber springlebendige Gans einzuhandeln. In einem Korb verpackt, brachte Fräulein Agathe das Tier nach Hause. Und sofort begannen Agathe und ihre Schwester Emma das Tier zu füttern und zu pflegen.
Die beiden Damen wohnten in einem Mietshaus im zweiten Stock und niemand im Hause wusste, dass in einem der Wohnräume der Schwestern ein Federvieh hauste, das verwöhnt, gefüttert und großgezogen wurde.
Agathe und Emma beschlossen feierlich, keinem einzigen Menschen jeweils davon zu sagen, aus zweierlei Gründen:
Erstens gab es Neider, das sind Leute, die sich keine Gans leisten können; zweitens wollten die beiden Damen nicht um die Welt mit irgendeinem der nahen oder weiteren Verwandten die später möglicherweise nudelfett gewordene und dann gebratene Gans teilen. Deshalb empfingen die beiden Damen auch 6 Wochen lang, bis zum 24. Dezember keinen einzigen Besuch. Sie lebten nur für die Gans.
Und so kam der Morgen des 23. Dezember heran. Es war ein strahlender Wintertag. Die ahnungslose Gans stolzierte nichtsahnend und vergnügt von der Küche aus ihrem Körbchen in das Schafzimmer der beiden Schwestern und begrüsste sie zärtlich schnatternd. Die beiden Damen vermieden es, sich anzusehen. Nicht, weil sie böse aufeinander waren, sondern nur, weil eben keine von ihnen die Gans schlachten wollte. "Du musst es tun", sagte Agathe, sprach's, stieg aus dem Bett, zog sich rasend rasch an, nahm die Einkaufstasche, überhörte den stürmischen Protest und verließ in geradezu hässlicher Eile die Wohnung. Was sollte Emma tun? Sie murrte vor sich hin, dachte darüber nach, ob sie vielleicht einen Nachbarn bitten sollte, der Gans den Garaus zu machen, aber dann hätte man einen großen Teil von dem gebratenen Vogel abgeben müssen. Also schritt Emma zur Tat, nicht ohne dabei wild zu schluchzen.
Als Agathe nach geraumer Zeit wiederkehrte, lag die Gans auf dem Küchentisch, ihr langer Hals hing wehmütig pendelnd herunter. Blut war keines zu sehen, aber dafür alsbald zwei liebe alte Damen, die sich heulend umschlungen hielten.
"Wie... wie....", schluchzte Agathe, "hast du es gemacht?" "Mit ... mit...Veronal", wimmerte Emma. "Ich habe ihr einige deiner Schlaftabletten auf einmal gegeben, jetzt ist sie ...", schluchzend, " huhh... rupfen musst Du sie ... huh huh huh...", so ging das Weinen und Schluchzen fort.
Aber weder Emma noch Agathe konnten sich dazu entschließen.
In der Küche stand das leere Körbchen, keine Gans mehr, kein schnatterndes "Guten Morgen", und so saßen die beiden eng umschlungen auf dem Sofa und schluchzten trostlos. Endlich raffte sich Agathe auf und begann, den noch warmen Vogel zu rupfen.
Federchen um Federchen schwebte in einen Papiersack, den die unentwegt weinende Emma hielt. Und dann sagte Agathe: "Du, Emma, nimmst die Gans aus" und verschwand blitzartig im Wohnzimmer, warf sich auf das Sofa und verbarg ihr Gesicht in den Händen. Emma eilte der Schwester nach und erklärte, es einfach nicht tun zu können. Und dann beschloss man, nachdem es mittlerweile spät abend geworden war, das Ausnehmen der Gans auf den nächsten Tag zu verschieben.
Am zeitigen Morgen wurden Agathe und Emma geweckt. Mit einem Ruck setzten sich die beiden Damen gleichzeitig im Bett auf und stierten mit aufgerissenen Augen und offenen Mündern auf die offene Küchentür. Herein spazierte, zärtlich schnatternd wie früher, wenn auch zitternd und frierend, die gerupfte Gans.
Bitte, es ist wirklich wahr und kommt noch besser!
Als ich am Weihnachtsabend zu den beiden Damen kam, um ihnen noch rasch zwei kleine Päckchen zu bringen, kam mir ein vergnügt schnatterndes Tier entgegen, das ich nur wegen des Kopfes als Gans ansprechen konnte, denn das ganze Vieh steckte in einem liebevoll gestrickten Pullover, den die beiden Damen hastig für ihren Liebling gefertigt hatten.
Die Pullovergans lebte noch weitere sieben Jahre und starb dann eines natürlichen Todes!

06.12.2003 13:26 Email an HiSpeed senden Beiträge von HiSpeed suchen
HiSpeed
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Es war keine Liebe drin

Es war eine dunkle Dezembernacht, die Nacht vom 23. auf den 24. Dezember. Der zwölfjährige Peter war in gespannter Vorfreude. Morgen war Weihnachten, allerdings das erste Mal Weihnachten im Waisenhaus. Im Sommer war Mutter gestorben, ein Verkehrsunfall. Seinen Vater kannte er nur flüchtig, er war kurz nach seiner Geburt aus dem Haus. Doch nun "würde Vater an ihn denken?" jetzt wo er ihn so dringend brauchte?
Unruhig wälzte er sich im Bett, diese Nacht fand er keine Ruhe. Er war alleine im Zimmer, sein Freund und Zimmergenosse Michael war über Weihnachten zu Gasteltern. "Sicher würde er ein schönes Fest haben", dachte Peter leise vor sich hin - insgeheim wünschte er sich das auch für sich ... Weihnachten, ein geschmückter Tannenbaum, den Duft von frischen Gebäck in der Nase, und vor allen Dingen, – nicht alleine zu sein. Der Schlaf siegte schließlich, und Peter schlief dem Weihnachtsmorgen entgegen. Ein lautes Pochen an der Tür weckte ihn höchst unsanft. Peter blinzelte mit den Augen in die aufgehende Sonne des beginnenden Dezembermorgens. Draußen tönte eine Stimme: "Komm doch mal bitte nach unten ...". "Vater!" durchschoss es Peter wie einen Blitz. Noch im Pyjama stürmte Peter die lange Treppe hinunter und stand schließlich – vor dem Postboten. "Ein Paket für dich", sagte dieser, ließ den Heimleiter quittieren und war verschwunden. Ein Paket von Vater, Peter schwebte zwischen Glück und Enttäuschung. Einerseits sah er die Größe des Paketes, und es war wirklich nicht klein, andererseits wusste er nun, dass er das größte Geschenk was er sich wünschte nun nicht erhalten würde, – nämlich seinen Vater zu Weihnachten zu sehen.
Peter schleppte sich und sein Paket zurück auf sein Zimmer. Er schloss die Türe hinter sich. Für ein paar Minuten nur wollte er alleine sein, denken, träumen. Langsam löste er die Kordeln des gelben Postpaketes. Obenauf lag eine Weihnachtskarte mit vorgedrucktem Text, darunter der Name seines Vaters ... wünscht Dir die Familie Hans Müller. Keine Einladung, kein persönliches Wort, nur der Aufdruck einer Karte mit einer Unterschrift. Darunter, unter einem Berg der üblichen Weihnachtssüßigkeiten, – eine Modellbahn, komplett, das heißt komplett mit Preisschild. Peter spürte, wie sein Leib zu beben anfing. Tränen schossen in seine Augen. "Vater!" dachte er, "ich brauche dich; die längste Modellbahn der Welt kann dich nicht ersetzten." Der Heimleiter fand ihn schließlich heulend auf seinem Bett. "So ein schönes Geschenk", sagte er, "und du weinst?" "Ja", sagte Peter stotternd und heulend, "leider war keine Liebe darin: Kein noch so kleines Zeichen, dass mein Vater mich lieb hat. Dass er an mich denkt. Ein Mensch, der an mich denkt, ist kostbarer als alle Geschenke dieser Erde.“ Der Heimleiter legte seine Hand um seine Schultern, aber es gelang ich nicht ihn zu trösten.
16.00 Uhr. Bescherung im Waisenheim. Mitten in die Feier ging das Telefon. Es war Michael. Peter schlich wie benommen ans Telefon: „Ich wollte dir ein frohes Weihnachtsfest wünschen, sagte Michael, meine Gasteltern sind richtig nett und ich feiere richtig schön Weihnachten, aber ... du fehlst mir, ich möchte meine Freude mit dir teilen, wir sind doch schließlich Freunde, und meine Gasteltern haben nichts dagegen. Weihnachten wird erst so richtig toll mit dir. Also wenn du Lust hast und darfst ...“. Ein kurzes Gespräch mit der Heimleitung folgte, und Peter durfte zusammen mit Michael bei dessen Gasteltern Weihnachten feiern.
Es wurde ein richtig schönes Weihnachtsfest. Mit Christbaum, Liedern und selbstgebackenen Gebäck. Peter und Michael durften die Weihnachtsgeschichte vorlesen. Für sie beide ist Christus geboren, heute... Christus ist geboren. Unser Leben wird neu. Wir sind nicht vergessen. Als die Gasteltern sahen, wie gut sich die beiden verstanden, kamen sie miteinander ins Gespräch. Das Licht, die leuchtenden Augen und die Freude, welche von den beiden Jungen ausging, erreichte und umgriff auch sie. Eigentlich wollten sie nur ein Kind adoptieren, als sie die beiden jedoch so zusammen sahen, änderten sie ihre Meinung. Solche Freunde wie diese darf man nicht trennen. So beschlossen sie, beide Kinder zu adoptieren. Michael und seinen Freund Peter. Beide erhielten ein Geschenk, was kein Geschenkpapier der Welt umfassen kann - eine Familie. An einem Weihnachtsfest wurden die Freunde aus dem Waisenheim zu etwas ganz besonderen, nämlich zu Geschwistern.



08.12.2003 11:09 Email an HiSpeed senden Beiträge von HiSpeed suchen
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Die Geschichte von der Koschale

"Einmal", erzählte Ella, die bei uns saubermacht, "einmal wären meine drei Brüder und ich um die Weihnachtszeit fast Waisenkinder geworden, ohne Vater und Mutter allein auf der Welt. Das ist lange her, und es kam so: Bei uns auf dem Dorf in Niedersachsen wurde früher Koschale gemacht, das war das Weihnachtsessen. Eine Woche vorher backte man dazu große Mengen Pfefferkuchen auf dem Blech. Die eine Hälfte wurde in Rechtecke geschnitten, bekam Zuckerguß und wurde für uns Kinder zurückgelegt. Die andere Hälfte brockte man in große Steintöpfe, wie man sie auch für Gurken oder Sauerkraut nahm. Darüber goß man Branntwein, bis der Topf voll war. Er wurde zugedeckt und irgendwo hingestellt, wo es kühl war. Weihnachten kam er auf den Tisch. Mit der Kelle wurde die Koschale in tiefe Teller gefüllt und mit Löffeln gegessen. Dazu gab es Brot und Knackwurst. Das war natürlich nur für die Großen, aber wir Kinder durften kosten. Alle bekamen beim Essen rote Gesichter und wurden laut und fröhlich. Also - Mutter hatte wieder einmal den Steintopf gefüllt und zugedeckt. Unser Haus war klein und hatte keinen Keller. Mutter wußte nicht recht, wohin mit der Koschale, und stellte sie schließlich in der Schlafkammer auf das Spind, so haben wir damals den schmalen Kleiderschrank genannt. In der Nacht wachte unser Vater aus, weil der Hund bellte. Vielleicht hatte der eine wildernde Katze gejagt, oder eine Eule war ihm vor der Nase entlanggestrichen. Er wollte sich nicht beruhigen, und als er endlich still war, konnte Vater nicht wieder einschlafen. Er kam ins Grübeln, dachte daran, was vor dem Weihnachtsfest noch alles zu erledigen war, und freute sich auf die gute Koschale. Da fiel ihm ein, daß der Steintopf ganz in der Nähe war. Er meinte, es könnte nichts schaden, einmal zu probieren, ob Mutter die richtige Mischung angesetzt hatte. Zuviel Pfefferkuchen war nämlich nicht gut, zuviel Branntwein dagegen schadete nichts. Um Mutter nicht zu wecken, stieg Vater vorsichtig aus dem Bett, rückte den Schemel an das Spind, packte seine Jacke und seine Hose vom Schemel auf das Fensterbrett und kletterte hoch. Er angelte nach dem Deckel, lüftete ihn und fuhr mit der anderen Hand in die Koschale, denn einen Löffel hatte er nicht. Er schlürfte aus der hohlen Hand und fand, daß Mutter ihre Sache gut gemacht hatte. Er stieg wieder vom Schemel und legte sich behutsam hin. Wir schliefen damals auf Säcken, die mit Stroh gefüllt waren und bei der kleinsten Bewegung raschelten. Doch Vater war so leise, daß Mutter nur einmal aufschnaufte, aber fest weiterschlief. Es war ihm angenehm warm um den Magen herum geworden, und er schlummerte ein. Kurz darauf bellte der Hund wieder. Diesmal nur kurz, wie Hunde es tun, wenn die träumen. Aber Vater schreckte hoch und lag wieder wach. Er grübelte und dachte: Es soll wohl so sein. Oder vielleicht dachte er auch nichts. Jedenfalls kletterte er erneut auf den Schemel und faßte in die Koschale. Mutter reckte sich, aber sie wachte nicht auf. Vater hatte nun zu seinem warmen Bauch auch noch ein heißes Gesicht bekommen. Er war zwar müde, meinte jedoch, es sei besser, gleich noch einmal an die Koschale zu gehen, denn wenn er erst einmal schlief, kam er nicht mehr dazu. Auch war es gut, mehrmals zu schlürfen, damit er danach seine Ruhe hätte. Als er sich wieder hingelegt hatte, war ihm so, als wenn das Bett schaukelte, und manchmal, als wenn es flöge und über Kopf landete. Aus Erfahrung kannte Vater dagegen ein gutes Mittel. Er stellte einen Fuß fest auf den Boden: sofort stand das Bett still. Aber nun wurde Vaters Fuß langsam kalt. Draußen war Frost, und der zog mächtig durch die Fensterritzen. Mutter legte abends immer einen Feldstein in die Ofenröhre. Wenn der heiß war, wickelte sie ihn in ihre Schürze und legte ihn ins Bett an das Fußende. Vater lachte sie sonst aus, denn er hatte niemals kalte Füße. Jetzt wäre er gern mit unter Mutters Decke geschlüpft. Doch er traute sich nicht, denn gewöhnlich hatte Mutter einen leichten Schlaf und wachte sofort auf. Er sagte sich: Die Koschale hat mir den Magen und das Gesicht erwärmt, nun soll sie auch etwas für meinen kalten Fuß tun. Es fiel ihm nicht mehr so leicht wie vorher, auf den Schemel zu klettern, denn der wackelte genauso wie das Bett. Vater stützte sich mit dem anderen Fuß auf dem Fensterbrett ab, bis sich der Schemel beruhigt hatte. Er mußte mit beiden Händen suchen, ehe er den Koschaletopf fand. Als er ihn endlich hatte, polterte der Deckel nach unten, das machte ziemlichen Lärm. Mutter schreckte hoch und rief: "Was ist denn?" Vater fuhr zusammen, rutschte mit dem einen Fuß vom Fensterbrett, mit dem anderen vom Schemel und stürzte auf die Bettkante. Dabei stieß er sich den Rücken und bekam viele blaue Flecken. Er riß den Koschaletopf mit sich, und der landete haargenau neben Mutters Kopf auf dem Strohsack. "Ja, so war das", sagte Ella. "Es ging noch alles gut aus. Schließlich konnte Vater sich den Hals brechen, und um ein Haar hätte der Steintopf unsere Mutter erschlagen. Dann wären wir Waisenkinder gewesen. So war es nur ein Unglück, daß Vater zu Weihnachten keine Koschale bekam, denn die war in den Strohsack gelaufen. Mutter hat alles draußen auf den Mist gebracht und sich einen neuen Sack in der Scheune gestopft. Unsere Hühner und Gänse torkelten tagelang auf dem Hof umher. Mutter sprach bis Neujahr kein Wort mit Vater. Der humpelte durch das Dorf und erzählte allen, er hätte schweres Rheuma. Im Jahr darauf stellte Mutter den Steintopf mit der Koschale bis Weihnachten zur Nachbarin in den Keller."

09.12.2003 05:06 Email an HiSpeed senden Beiträge von HiSpeed suchen
observerbb
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Ein Genuss - Erzählung für Erzählung. Und im Ohr eines von Pitties Liedern, dann ist die kleine Zimmer-Welt jeweils in Ordnung.

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Bigbrother? - never heard of

09.12.2003 05:26 Email an observerbb senden Beiträge von observerbb suchen
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Der kleine Engel Benedikt (Gerlinde Bartels)
Benedikt, der kleine Engel mit den roten Pausbäckchen war überglücklich. Dieses Jahr war er doch tatsächlich von der Himmelskommission, aus der Schar der Engel, für eine heißbegehrte Aufgabe ausgewählt worden, nämlich am Heiligen Abend dem Weihnachtsmann beim Verteilen der Geschenke zu helfen. Wirklich, überglücklich war er. Schon seit Wochen wurde in der Himmelswerkstatt über nichts anderes gesprochen als darüber, wer am 24. Dezember mit auf die Erde dürfte. Dem Weihnachtsmann zu helfen war etwas Tolles, etwas ganz Besonderes.
Schon die Fahrt mit dem Schlitten und den Rentieren davor - allen voran Rudolf - war ein außergewöhnliches Erlebnis. Klar war leider auch, daß viele kleine Engel gebraucht wurden um die Himmelswerkstatt wieder aufzuräumen, das Chaos zu beseitigen, das durch die Arbeiten für Weihnachten in den Werkstätten und in der Bäckerei entstanden war. Es mußten ja auch die Wolkenbetten aufgeschüttelt und die Sterne blank geputzt werden und viele Arbeiten mehr standen an. All die nicht immer geliebten Arbeiten, die aber irgendwann gemacht werden mußten.

Alle Kinder wissen, wovon hier die Rede ist. Und darum träumten alle Engel davon, einmal als Helfer des Weihnachtsmannes mit auf die Erde zu dürfen.
Benedikt hatte es also geschafft, dieses Mal war er ausgesucht worden. Sein Glück war für ihn unfaßbar. Wo er doch dieses Jahr sehr oft bei der Weihnachtsbäckerei ermahnt worden war nicht so viel vom Teig und den Plätzchen zu naschen. Es war nicht so, daß der aufsichtsführende Engel es ihm nicht gönnte, jedoch waren die Wangen unseres kleinen Benedikts schon ganz schön gerundet und das Bäuchlein wurde auch ein wenig kugelig. Man kann sagen, Engel Benedikt war ganz groß darin, Sätze wie "Benedikt, gleich kriegst Du Bauchweh!" zu überhören. Und die Rangelei mit seinem Freund, dem Engel Elias, weil dieser ihn "Mopsi" genannt hatte, hatte er auch in die hinterste Schublade seines Denkens gepackt. All zu viele Ermahnungen bedeuten nichts Gutes, bedeuteten letzten Endes das Verbot einer Lieblingsbeschäftigung, meistens für eine ganz schön lange Zeit. Na, da hatte man wohl dieses Jahr ein Auge - wenn nicht sogar zwei - zugedrückt!

Pünktlich am 24. Dezember stand der Schlitten mit den Rentieren, die mit den Hufen scharrten, vor dem Himmelstor. Viele Engel hatten sich versammelt, um ihnen nachzuwinken. Der Weihnachtsmann ließ die Peitsche knallen und mit lautem Schlittenglockengeläut ging es auf einem extrabreiten, glitzernden und glänzenden Mondstrahl hinunter auf die Erde. Rudolf versuchte sich in ein paar Extrasprüngen - er hatte wohl zu lange im Stall gestanden - was den Schlitten kurzfristig auf einen "Zick-Zack- Kurs" brachte. Engel Benedikt fand das toll. Es würde ein langer Abend werden mit vielen Arbeitsstunden und so hatte der Weihnachtsbäckerei-Engel Engel Benedikt, die goldene Himmelsnaschdose voller köstlicher Leckereien, wie Marzipan- Kartoffeln, Schokoladenlebkuchen, Zimtsterne, Butterspekulatius zur Stärkung mitgegeben und beim Füllen hineingetan, was Engel Benedikt am liebsten mochte. Selig drückte er sie nun mit seinen dicken Patschhänden an sein Bäuchlein und kuschelte sich höchst zufrieden ein wenig an den Weihnachtsmann, um sich im nächsten Moment wieder kerzengerade aufzusetzen; schließlich war er als "Weihnachtsmann - Helfer - Engel" schon beinahe ein großer Engel! Auf der Erde sah es so schön aus. Es schneite sacht - die dafür zuständigen Engel hatten wohl doch noch ein paar Tonnen voller Schnee im äußersten Winkel des Himmelsgefrierraumes gefunden. Der Schnee knirschte leise beim Betreten der Wege. Sanft leuchtete das Licht aus den Häusern und ließ den Schnee auf Straßen, Häusern und Bäumen glitzern. Kirchenglocken läuteten und verbreiteten eine festliche Stimmung. Sogar der Wind hatte sein ansonsten stürmisches Temperament gezügelt und war kaum spürbar. Engel Benedikt vermutete, er war auf dem Weg, sich zur Ruhe zu legen.
Schon viele Stunden waren der Weihnachtsmann und sein kleiner Helfer unterwegs. Die Freude der Kinder, ihre glänzenden Augen, die friedliche Stimmung von alten und jungen Menschen, der milde Glanz der Kerzen aus den Wohnstubenfenstern hatte ihnen immer wieder neue Kraft gegeben. Jetzt hatten sie nur noch ein einziges nicht allzu großes Geschenk zu einer Wohnung im letzen Wohnblock einer Straße zu bringen.

Schon ein bißchen ermüdet gingen der Weihnachtsmann und Engel Benedikt am Fenster dieser Wohnung vorbei. Das Fenster war einen Spalt zum Lüften geöffnet worden. Engel Benedikt sah in das Wohnzimmer. Der Weihnachtsmann und er sahen ein Ehepaar mit einem kleinem etwa 7 Jahre alten Jungen. Der Junge sah sehr dünn und blaß aus und beide Eltern stützten ihn liebevoll, als sie vom Eßtisch zum Sofa gingen. Gerade beugte sich die Mutter über ihn und sagte: " Was für ein Glück für uns, daß Du doch schon zu Weihnachten wieder aus dem Krankenhaus entlassen werden konntest!" "Ja Mama" sagte der Junge, "das ist für mich das schönste Geschenk, mehr brauche ich eigentlich gar nicht." "Na, so ganz wird der Weihnachtsmann dich wohl nicht vergessen haben", sagte der Vater zu seinem Sohn. Der Weihnachtsmann ging zur Wohnungstür um das kleine bescheidene Paket hinzulegen. "Hier, leg die Keksdose dazu", flüstert der kleine Engel Benedikt und hob seine kleinen Arme mit den Köstlichkeiten in die Höhe um sie dem Weihnachtsmann zu geben. Es war sein voller Ernst und tat ihm eigentlich überhaupt nicht - na vielleicht ein winziges bißchen leid - was er aber ganz schnell unterdrückte. "Danke Bene, gut gemacht", flüsterte der Weihnachtsmann und strich Engel Benedikt sacht über den Kopf. Die Wangen des kleinen Engels glühten vor Stolz. Bene hatte der Weihnachtsmann zu ihm gesagt. "Bene" sagte sonst immer nur das Christkind zu ihm, wenn es ihn für besonders liebevolles Verhalten lobte.

Nachdem der Weihnachtsmann nun alle Geschenke verteilt hatte, begaben sich beide auf den Weg zum Rentierschlitten, um die Rückreise anzutreten. Sie kamen am Fenster vorbei und sahen, wie der Junge sich besonders über die Keksdose freute und rief: "Mama, Papa, guckt doch mal, wie sie glänzt und glitzert, und hmmm, hier probiert mal die Kekse, sie sind köstlicher, nein, einfach himmlisch!" Der Weihnachtsmann und der kleine Engel lächelten sich an: "Wie recht er hat" sagte der kleine Engel glücklich.

12.12.2003 05:26 Email an HiSpeed senden Beiträge von HiSpeed suchen
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Warum der Engel lachen musste

Die bevorstehende Geburt des Christkinds bereitete den Engeln ziemliches Kopfzerbrechen. Sie mussten nämlich bei ihren Planungen sehr vorsichtig sein, damit die Menschen auf Erden nichts davon bemerkten. Denn schließlich sollte das Kind in aller Stille geboren werden und nicht einen Betrieb um sich haben, wie er in Nazareth auf dem Wochenmarkt herrschte.
Probleme gab es auch bei der Innenausstattung des Stalles von Bethlehem. An der Futterraufe lockerte sich ein Brett aber hat jemand schon einmal einen Engel mit Hammer und Nagel gesehen?! Das Stroh für das Krippenbett fühlte sich hart an, das Heu duftete nicht gut genug, und in der Stalllaterne fehlte das Öl.
Aber auch was die Tiere anbetraf, gab es allerhand zu bedenken. Genau an dem für den Engelschor auserwählten Platz hing ein Wespennest. Das musste ausquartiert werden. Denn wer weiß, ob Wespen einsichtig genug sind, um das Wunder der Heiligen Nacht zu begreifen? Die Fliegen, die sich Ochse und Esel zugesellt hatten, sollten dem göttlichen Kind nicht um das Näslein summen oder es gar im Schlafe stören. Nein, kein Tier durften die Engel vergessen, das etwa in der hochheiligen Nacht Unannehmlichkeiten bereiten könnte.
Unter dem Fußboden im Stall wohnte eine kleine Maus. Es war ein lustiges Mäuslein, das sich nicht so schnell aus der Ruhe bringen ließ, höchstens, wenn die Katze hinter ihm her war. Aber dann flüchtete es schnell in sein Mäuseloch zurück. Im Herbst hatte die Maus fleißig Früchte und Körner gesammelt; jetzt schlief sie in ihrem gemütlichen Nest. Das ist gut, dachte der verantwortliche Engel, wer schläft, sündigt nicht, und bezog die Maus nicht weiter in seine Überlegungen ein.
Nach getaner Arbeit kehrten die Boten Gottes in den Himmel heim. Ein Engel blieb im Stall zurück; er sollte der Mutter Maria in ihrer schweren Stunde beistehen. Damit aber keiner merkten konnte, dass er ein Engel war, nahm er seine Flügel ab und legte sie sorgsam in eine Ecke des Stalles. Als die Mutter Maria das Kind gebar, war sie sehr dankbar für die Hilfe des Engels.
Denn kurz darauf kamen schon die Hirten, nachdem sie die frohe Botschaft gehört hatten, und der Hütehund und die Schafe. Obwohl die Männer sich bemühten, leise zu sein, und sozusagen auf Zehenspitzen gingen, klangen ihre Schritte doch hart und der Bretterboden knarrte. War es da ein Wunder, dass die Maus in ihrem Nest aufwachte? Sie lugte zum Mäuseloch hinaus und hörte die Stimme " Ein Kind ist uns geboren ...", konnte aber nichts sehen.
Neugierig verließ sie ihr schützendes Nest und schon war die Katze hinter ihr: Schnell wollte das Mäuslein in sein Mäuseloch zurück, aber ein Hirte hatte inzwischen seinen Fuß darauf gestellt. "Heilige Nacht hin oder her", sagte die Katze zu der entsetzten Maus, "jetzt krieg ich dich!"
Und damit ging die wilde Jagd los. Die Maus in ihrer Angst flitzte von einer Ecke in die andere, sauste zwischen den Beinen der Hirten hindurch, huschte unter die Krippe und die Katze immer hinterher: Zwischenzeitlich bellte der Hütehund und die Schafe blöckten ängstlich. Irgendwo gackerte aufgeregt eine Henne.
Die Hirten wussten nicht recht, was los war, denn eigentlich waren sie gekommen, um das Kind anzubeten. Aber sie konnten ja ihr eigenes Wort nicht mehr verstehen, und alles rannte durcheinander: Es ging zu wie in Nazareth auf dem Wochenmarkt.
Als die Engel im Himmel das sahen, ließen sie buchstäblich ihre Flügel hängen. Es ist tröstlich zu wissen, dass auch so unfehlbare Wesen wie Engel nicht an alles denken. Das Mäuslein indessen befand sich in Todesangst. Es glaubte seine letzte Sekunde schon gekommen, da flüchtete es in seiner Not unter die Engelsflügel. lm gleichen Moment fühlte es sich sachte hochgehoben und dem Zugriff der Katze entzogen. Das Mäuslein wusste nicht, wie ihm geschah. Es schwebte bis unters Dachgebälk, dort hielt es sich fest. Außerdem hatte es jetzt einen weiten Blick auf das ganze Geschehen im Stall.
Die Katze suchte noch ungläubig jeden Winkel ab, aber sonst hatte sich alles beruhigt. Der Hütehund, bewachte die ruhenden Schafe. Die Hirten knieten vor der Krippe und brachten dem Christkind Geschenke dar. Alles Licht und alle Wärme gingen von diesem Kinde aus. Das Christkind lächelte der Maus zu, als wollte es sagen, "Gell, wir wissen schon, wen die Katze hier herunten sucht". Sonst hatte niemand etwas von dem Vorkommnis bemerkt.
Außer dem Engel, der heimlich lachen musste, als er die Maus mit seinen Flügeln sah. Er kicherte und gluckste trotz der hochheiligen Stunde so sehr, dass sich der heilige Josef schon irritiert am Kopf kratzte.
Es sah aber auch zu komisch aus, wie die kleine Maus mit den großen Flügeln in die Höhe schwebte. Die erstaunte Maus hing also oben im Dachgebälk in Sicherheit.
Und ihre Nachkommen erzählen sich noch heute in der Heiligen Nacht diese Geschichte. Macht ihnen die Speicher und Türme auf, damit sie eine Heimat finden - die Fledermäuse - wie damals im Stall von Bethlehem.

14.12.2003 12:39 Email an HiSpeed senden Beiträge von HiSpeed suchen
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Der allererste Weihnachtsbaum


Der Weihnachtsmann ging durch den Wald. Er war ärgerlich. Sein weißer Spitz, der sonst immer lustig bellend vor ihm herlief, merkte das und schlich hinter seinem Herrn mit eingezogener Rute her.
Er hatte nämlich nicht mehr die rechte Freude an seiner Tätigkeit. Es war alle Jahre dasselbe. Es war kein Schwung in der Sache. Spielzeug und Eßwaren, das war auf die Dauer nichts. Die Kinder freuten sich wohl darüber, aber quieken sollten sie und jubeln und singen, so wollte er es, das taten sie aber nur selten.
Den ganzen Dezembermonat hatte der Weihnachtsmann schon darüber nachgegrübelt, was er wohl Neues erfinden könne, um einmal wieder eine rechte Weihnachtsfreude in die Kinderwelt zu bringen, eine Weihnachtsfreude, an der auch die Großen teilnehmen würden. Kostbarkeiten durften es auch nicht sein, denn er hatte soundsoviel auszugeben und mehr nicht.
So stapfte er denn auch durch den verschneiten Wald, bis er auf dem Kreuzweg war. Dort wollte er das Christkindchen treffen. Mit dem beriet er sich nämlich immer über die Verteilung der Gaben.
Schon von weitem sah er, daß das Christkindchen da war, denn ein heller Schein war dort. Das Christkindchen hatte ein langes weißes Pelzkleidchen an und lachte über das ganze Gesicht. Denn um es herum lagen große Bündel Kleeheu und Bohnenstiegen und Espen- und Weidenzweige, und daran taten sich die hungrigen Hirsche und Rehe und Hasen gütlich. Sogar für die Sauen gab es etwas: Kastanien, Eicheln und Rüben.
Der Weihnachtsmann nahm seinen Wolkenschieber ab und bot dem Christkindchen die Tageszeit. „Na, Alterchen, wie geht's?“ fragte das Christkind. „Hast wohl schlechte Laune?“ Damit hakte es den Alten unter und ging mit ihm. Hinter ihnen trabte der kleine Spitz, aber er sah gar nicht mehr betrübt aus und hielt seinen Schwanz kühn in die Luft.
„Ja“, sagte der Weihnachtsmann, „die ganze Sache macht mir so recht keinen Spaß mehr. Liegt es am Alter oder an sonst was, ich weiß nicht. Das mit den Pfefferkuchen und den Äpfeln und Nüssen, das ist nichts mehr. Das essen sie auf, und dann ist das Fest vorbei. Man müßte etwas Neues erfinden, etwas, das nicht zum Essen und nicht zum Spielen ist, aber wobei alt und jung singt und lacht und fröhlich wird.“
Das Christkindchen nickte und machte ein nachdenkliches Gesicht; dann sagte es: „Da hast du recht, Alter, mir ist das auch schon aufgefallen. Ich habe daran auch schon gedacht, aber das ist nicht so leicht.“
„Das ist es ja gerade“, knurrte der Weihnachtsmann, „ich bin zu alt und zu dumm dazu. Ich habe schon richtiges Kopfweh vom vielen Nachdenken, und es fällt mir doch nichts Vernünftiges ein. Wenn es so weitergeht, schläft allmählich die ganze Sache ein, und es wird ein Fest wie alle anderen, von dem die Menschen dann weiter nichts haben als Faulenzen, Essen und Trinken.“
Nachdenklich gingen beide durch den weißen Winterwald, der Weihnachtsmann mit brummigem, das Christkindchen mit nachdenklichem Gesicht. Es war so still im Wald, kein Zweig rührte sich, nur wenn die Eule sich auf einen Ast setzte, fiel ein Stück Schneebehang mit halblautem Ton herab. So kamen die beiden, den Spitz hinter sich, aus dem hohen Holz auf einen alten Kahlschlag, auf dem große und kleine Tannen standen. Das sah wunderschön aus. Der Mond schien hell und klar, alle Sterne leuchteten, der Schnee sah aus wie Silber, und die Tannen standen darin, schwarz und weiß, dass es eine Pracht war. Eine fünf Fuß hohe Tanne, die allein im Vordergrund stand, sah besonders reizend aus. Sie war regelmäßig gewachsen, hatte auf jedem Zweig einen Schneestreifen, an den Zweigspitzen kleine Eiszapfen, und glitzerte und flimmerte nur so im Mondenschein.
Das Christkindchen ließ den Arm des Weihnachtsmannes los, stieß den Alten an, zeigte auf die Tanne und sagte: „Ist das nicht wunderhübsch?“
„Ja“, sagte der Alte, „aber was hilft mir das ?“
„Gib ein paar Äpfel her“, sagte das Christkindchen, „ich habe einen Gedanken.“
Der Weihnachtsmann machte ein dummes Gesicht, denn er konnte es sich nicht recht vorstellen, dass das Christkind bei der Kälte Appetit auf die eiskalten Äpfel hatte. Er hatte zwar noch einen guten alten Schnaps, aber den mochte er dem Christkindchen nicht anbieten.
Er machte sein Tragband ab, stellte seine riesige Kiepe in den Schnee, kramte darin herum und langte ein paar recht schöne Äpfel heraus. Dann fasste er in die Tasche, holte sein Messer heraus, wetzte es an einem Buchenstamm und reichte es dem Christkindchen.
„Sieh, wie schlau du bist“, sagte das Christkindchen. „Nun schneid mal etwas Bindfaden in zwei Finger lange Stücke, und mach mir kleine Pflöckchen.“
Dem Alten kam das alles etwas ulkig vor, aber er sagte nichts und tat, was das Christkind ihm sagte. Als er die Bindfadenenden und die Pflöckchen fertig hatte, nahm das Christkind einen Apfel, steckte ein Pflöckchen hinein, band den Faden daran und hängte den an einen Ast.
„So“, sagte es dann, „nun müssen auch an die anderen welche, und dabei kannst du helfen, aber vorsichtig, dass kein Schnee abfällt!“
Der Alte half, obgleich er nicht wusste, warum. Aber es machte ihm schließlich Spaß, und als die ganze kleine Tanne voll von rotbäckigen Äpfeln hing, da trat er fünf Schritte zurück, lachte und sagte; „Kiek, wie niedlich das aussieht! Aber was hat das alles für'n Zweck?“
„Braucht denn alles gleich einen Zweck zu haben?“ lachte das Christkind. „Pass auf, das wird noch schöner. Nun gib mal Nüsse her!“
Der Alte krabbelte aus seiner Kiepe Walnüsse heraus und gab sie dem Christkindchen. Das steckte in jedes ein Hölzchen, machte einen Faden daran, rieb immer eine Nuss an der goldenen Oberseite seiner Flügel, dann war die Nuss golden, und die nächste an der silbernen Unterseite seiner Flügel, dann hatte es eine silberne Nuss und hängte sie zwischen die Äpfel.
„Was sagst nun, Alterchen?“ fragte es dann. „Ist das nicht allerliebst?“
„Ja“, sagte der, „aber ich weiß immer noch nicht...“
„Komm schon!“ lachte das Christkindchen. „Hast du Lichter?“
„Lichter nicht“, meinte der Weihnachtsmann, „aber 'nen Wachsstock!“
„Das ist fein“, sagte das Christkind, nahm den Wachsstock, zerschnitt ihn und drehte erst ein Stück um den Mitteltrieb des Bäumchens und die anderen Stücke um die Zweigenden, bog sie hübsch gerade und sagte dann; „Feuerzeug hast du doch?“
„Gewiss“, sagte der Alte, holte Stein, Stahl und Schwammdose heraus, piekte Feuer aus dem Stein, ließ den Zunder in der Schwammdose zum Glimmen kommen und steckte daran ein paar Schwefelspäne an. Die gab er dem Christkindchen. Das nahm einen hellbrennenden Schwefelspan und steckte damit erst das oberste Licht an, dann das nächste davon rechts, dann das gegenüberliegende. Und rund um das Bäumchen gehend, brachte es so ein Licht nach dem andern zum Brennen.
Da stand nun das Bäumchen im Schnee; aus seinem halbverschneiten, dunklen Gezweig sahen die roten Backen der Äpfel, die Gold- und Silbernüsse blitzten und funkelten, und die gelben Wachskerzen brannten feierlich. Das Christkindchen lachte über das ganze rosige Gesicht und patschte in die Hände, der alte Weihnachtsmann sah gar nicht mehr so brummig aus, und der kleine Spitz sprang hin und her und bellte.
Als die Lichter ein wenig heruntergebrannt waren, wehte das Christkindchen mit seinen goldsilbernen Flügeln, und da gingen die Lichter aus. Es sagte dem Weihnachtsmann, er solle das Bäumchen vorsichtig absägen. Das tat der, und dann gingen beide den Berg hinab und nahmen das bunte Bäumchen mit.
Als sie in den Ort kamen, schlief schon alles. Beim kleinsten Hause machten die beiden halt. Das Christkindchen machte leise die Tür auf und trat ein; der Weihnachtsmann ging hinterher. In der Stube stand ein dreibeiniger Schemel mit einer durchlochten Platte. Den stellten sie auf den Tisch und steckten den Baum hinein. Der Weihnachtsmann legte dann noch allerlei schöne Dinge, Spielzeug, Kuchen, Äpfel und Nüsse unter den Baum, und dann verließen beide das Haus so leise, wie sie es betreten hatten.
Als der Mann, dem das Häuschen gehörte, am andern Morgen erwachte und den bunten Baum sah, da staunte er und wusste nicht, was er dazu sagen sollte. Als er aber an dem Türpfosten, den des Christkinds Flügel gestreift hatte, Gold- und Silberflimmer hängen sah, da wusste er Bescheid. Er steckte die Lichter an dem Bäumchen an und weckte Frau und Kinder. Das war eine Freude in dem kleinen Haus wie an keinem Weihnachtstag. Keines von den Kindern sah nach dem Spielzeug, nach dem Kuchen und den Äpfeln, sie sahen nur alle nach dem Lichterbaum. Sie faßten sich an den Händen, tanzten um den Baum und sangen alle Weihnachtslieder, die sie wussten, und selbst das Kleinste, das noch auf dem Arm getragen wurde, krähte, was es krähen konnte.
Als es hellichter Tag geworden war, da kamen die Freunde und Verwandten des Bergmanns, sahen sich das Bäumchen an, freuten sich darüber und gingen gleich in den Wald, um sich für ihre Kinder auch ein Weihnachtsbäumchen zu holen. Die anderen Leute, die das sahen, machten es nach, jeder holte sich einen Tannenbaum und putzte ihn an, der eine so, der andere so, aber Lichter, Äpfel und Nüsse hängten sie alle daran.
Als es dann Abend wurde, brannte im ganzen Dorf Haus bei Haus ein Weihnachtsbaum, überall hörte man Weihnachtslieder und das Jubeln und Lachen der Kinder.
Von da aus ist der Weihnachtsbaum über ganz Deutschland gewandert und von da über die ganze Erde. Weil aber der erste Weihnachtsbaum am Morgen brannte, so wird in manchen Gegenden den Kindern morgens beschert.

21.12.2003 18:50 Email an HiSpeed senden Beiträge von HiSpeed suchen
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Damit wir die 24 noch voll bekommen... Zitatantwort auf diesen Beitrag erstellen Diesen Beitrag editieren/löschen       IP Information Zum Anfang der Seite springen

Der Tannenbaum von Hans Christian Andersen

Draußen im Walde stand ein niedlicher Tannenbaum. Er hatte einen guten Platz; Sonne konnte er bekommen, Luft war genug da und ringsum wuchsen viele größere Kameraden, Tannen und Fichten.
Der kleine Tannenbaum wünschte aber so sehnlich, größer zu werden! Er dachte nicht an die warme Sonne und an die frische Luft, er kümmerte sich nicht um die Bauernkinder, die dort umhergingen und plauderten, wenn sie herausgekommen waren, um Erdbeeren und Himbeeren zu sammeln. Oft kamen sie mit einem ganzen Topf voll oder hatten Erdbeeren auf einen Strohhalm gereiht, dann setzten sie sich neben den kleinen Tannenbaum und sagten: "Nein! Wie niedlich klein der ist!" Das mochte der Baum gar nicht hören.
Im folgenden Jahre war er um einen Trieb größer, und das Jahr darauf noch einen, denn an den Tannenbäumen kann man immer an den vielen Trieben, die sie haben, sehen, wie viele Jahre sie gewachsen sind.

"Oh, wäre ich doch so ein großer Baum, wie die anderen!" seufzte das kleine Bäumchen; "Dann könnte ich meine so weit umher ausbreiten und mit der Krone in die weite Welt hinausblicken!" Die Vögel würden dann Nester in meinen Zweigen bauen, und wenn der Wind wehte, könnte ich so vornehm nicken, gerade wie die anderen dort."

Er hatte gar keine Freude am Sonnenschein, an den Vögeln und an den roten Wolken die morgens und abends über ihn segelten.

War es dann Winter, und der Schnee lag glitzernd ringsumher, so kam häufig ein Hase angesprungen und setzte geradewegs über das Bäumchen weg - oh, das war so ärgerlich! - Aber zwei Winter vergingen und im dritte war der Baum so groß, dass der Hase um ihn herum laufen musste. Oh, wachsen, wachsen, groß und alt werden, das ist doch das einzig Schöne auf dieser Welt, dachte der Baum.

Im Herbst kamen immer Holzhauer, fällten einige der größten Bäume; das geschah jedes Jahr, und der junge Tannenbaum, der nun ganz gut gewachsen war, bebte dabei; denn die großen, prächtigen Bäume fielen mit Knacken und Krachen zur Erde, die Zweige wurden ihnen abgehauen, die Bäume sahen ganz nackt, lang uns schmal aus; sie waren fast nicht mehr wieder zu erkennen. Aber dann wurden sie auf den Wagen gelegt, und Pferde zogen sie davon, aus dem Walde heraus.

Wo sollten sie hin? Was stand ihnen bevor?

Im Frühjahr, als die Schwalben und Störche kamen, fragte der Baum sie: "Wisst Ihr nicht, wohin sie geführt werden? Seid Ihr ihnen nicht begegnet?"

Die Schwalben wussten nichts, aber der Storch sah nachdenklich aus, nickte mit dem Kopfe und sagte: "Ja, ich glaube wohl! Mir begegneten viele neue Schiffe, als ich aus Ägypten geflogen kam; auf den Schiffen waren prächtige Mastbäume. Ich wage zu behaupten, dass sie es waren; sie rochen nach Tanne; ich kann vielmals grüßen; die tragen den Kopf hoch, sehr hoch!"

"Oh, wäre ich doch auch groß genug, um über das Meer hinfahren zu können! Wie ist das eigentlich, dieses Meer, und wie sieht es aus?"
"Ja, das zu erklären, ist zu weitläufig."sagte der Storch und damit ging er fort.

"Freue dich Deiner Jugend!" sagten die Sonnenstrahlen "Freue dich Deines frischen Wachstums, des jungen Lebens, das in dir ist!" Und der Wind küsste den Baum und der Tau weinte Tränen über ihn; aber das verstand der Tannenbaum nicht.

Als es auf die Weihnachtszeit zuging, wurden ganz junge Bäume gefällt, Bäume, die nicht einmal so groß, oder im gleichen Alter mit diesem Tannenbaum waren, der weder Rast noch Ruh hatte, sondern immer davon wollte. Diese jungen Bäume, und es warn gerade die allerschönsten, behielten immer ihre Zweige; sie wurden auf Wagen gelegt und Pferde zogen sie davon, aus dem Walde hinaus.

"Wohin sollen die?" fragte der Tannenbaum. "Sie sind nicht größer als ich, da war sogar einer, der war viel kleiner! Warum behielten sie ihre Zweige? Wo fahren sie hin?"

"Das wissen wir, das wissen wir!" zwitscherten die Sperlinge. "Unten in der Stadt haben wir durch die Fensterscheiben gesehen! Wir wissen, wohin sie fahren! Oh, sie gelangen zur größten Pracht und Herrlichkeit, die man sich nur denken kann! Wir haben in die Fenster geguckt und gesehen, dass sie mitten in der warmen Stube aufgepflanzt und mit den schönsten Sachen, vergoldeten Äpfeln, Honigkuchen und vielen hundert Lichtern geschmückt werden."

"Und dann? "fragte der Tannenbaum und bebte in allen Zweigen. "Und dann? Was geschieht dann?" "Ja, mehr haben wir nicht gesehen, das war unvergleichlich."

"Ob ich wohl auch bestimmt bin, diesen strahlenden Weg zu gehen?" jubelte der Tannenbaum. "Das ist noch besser, als über das Meer zu ziehen! Wie leide ich an der Sehnsucht! Wäre es doch Weihnachten! Nun bin ich groß und ausgewachsen, wie die andern, die im vorigen Jahr fortgeführt wurden! Oh, wäre ich erst auf dem Wagen! Wäre ich doch in der warmen Stube mit all der Pracht und Herrlichkeit! Und dann? Ja, dann kommt etwas noch Besseres, noch Schöneres, warum würden sie mich sonst so schmücken? Es muss etwas noch Größeres, etwas noch Herrlicheres kommen! Aber was? Oh, ich leide! Ich sehne mich! Ich weiß selbst nicht, wie mir ist!"

"Freue Dich unser!"sagten die Luft und das Sonnenlicht
"Freue Dich Deiner frischen Jugend im Freien!"

Aber er freute sich durchaus nicht und wuchs und wuchs; Winter und Sommer stand er grün, dunkelgrün stand er da; die Leute, die ihn sahen, sagten: "Das ist ein schöner Baum!" und zur Weihnachtszeit wurde er von allen zuerst gefällt. Die Axt hieb tief durch sein Mark; der Baum fiel mit einem Seufzer zu Boden; er fühlte einen Schmerz, eine Ohnmacht, er konnte gar nicht an irgendein Glück denken, er war betrübt von der Heimat scheiden zu müssen, von dem Fleck, an dem er emporgeschossen war. Er wusste ja, dass er die lieben alten Kameraden, die kleinen Büsche und Blumen ringsumher, nie mehr sehen würde, ja vielleicht nicht einmal die Vögel. Die Abreise war durchaus nicht angenehm.



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Der Baum kam erst wieder zu sich selbst, als er, im Hofe mit den anderen abgeladen, einen Mann sagen hörte: "Der ist prächtig! Wir brauchen nur diesen!"

Nun kamen zwei Diener in vollem Staat und trugen den Tannenbaum in einen großen, schönen Saal. Ringsherum an den Wänden hingen Bilder, und neben dem großen Kachelofen standen hohe chinesische Vasen mit Löwen auf den Deckeln. Da gab es Schaukelstühle, seidene Sofas, große Tische voller Bilderbücher und Spielzeug für hundertmal hundert Taler-wenigstens sagten das die Kinder. Und der Tannenbaum wurde in ein großes, mit Sand gefülltes Gefäß gestellt; aber niemand konnte sehen, dass es ein Faß war, denn es wurde rundherum mit grünem Zeug behängt und stand auf einem großen, bunten Teppich. Oh, wie der Baum bebte! Was wird nun wohl geschehen? Die Diener und die Fräulein schmückten ihn; an einen Zweig hängten sie kleine Netze, ausgeschnitten aus farbigem Papier, jeder Netz war mit Zuckerwerk gefüllt. Vergoldete Äpfel und Walnüsse hingen herab, als wären sie festgewachsen und über hundert rote, blaue und weiße Lichterchen wurden in den Zweigen festgesteckt. Puppen, die leibhaftig wie echte Menschen aussahen- der Baum hatte vorher nie solche gesehen- schwebten im Grünen und hoch oben auf die Spitze wurde ein großer Stern von Flittergold gesetzt; das war prächtig, ganz unvergleichlich prächtig.

"Heut Abend," sagten alle "Heut Abend wird er strahlen!" "Oh!" dachte der Baum "Wäre es doch Abend! Würden nur die Lichter bald angezündet! Und was dann wohl geschieht? Ob da wohl Bäume aus dem Walde kommen und mich sehen? Ob die Sperlinge an die Fensterscheiben fliegen? Ob ich hier festwachse und Winter und Sommer geschmückt stehen werde?" Ja, er wusste gut bescheid! Aber er hatte ordentlich Borkenschmerzen vor lauter Sehnsucht, und Borkenschmerzen sind für einen Baum ebenso schlimm, wie Kopfschmerzen für uns andere.

Nun wurden die Lichter angezündet. Welcher Glanz! Welche Pracht! Der Baum bebte dabei in allen Zweigen, so daß eins der Lichter das Grün anbrannte; es sengte ordentlich.

"Gott bewahre uns!" schrien die Fräulein und löschten es hastig aus.

Nun durfte der Baum nicht einmal beben, oh, das war ein Schreck! Er hatte Angst, etwas von seinem Schmuck zu verlieren; er war ganz betäubt von all dem Glanze. Und nun gingen beide Flügeltüren auf und eine Menge Kinder stürzten herein, als wollten sie den ganzen Baum umwerfen. Die älteren Leute kamen bedächtig nach. Die Kleinen standen ganz stumm-aber nur einen Augenblick; dann jubelten sie wieder, dass es nur so schallte. Sie tanzten um den Baum herum und ein Geschenk nach dem anderen wurde abgepflückt.

"Was machen sie?" dachte der Baum "Was soll geschehen?" Und die Lichter brannte bis dicht an die Zweige herunter und je nachdem sie niederbrannten, löschte man sie aus, und dann bekamen die Kinder die Erlaubnis, den Baum zu plündern.
Oh, sie stürzten sich auf ihn, dass es in allen Zweigen knackte. Wäre er nicht mit der Spitze und dem Goldstern an der decke festgebunden gewesen so wäre er umgestürzt.

Die Kinder tanzten mit ihrem prächtigen Spielzeug herum, niemand sah nach dem Baum, ausser dem alten Kindermädchen, das zwischen die Zweige blickte, aber nur um zu sehen, ob nicht noch eine Feige oder ein Apfel vergessen worden war.

"Eine Geschichte! Eine Geschichte!" riefen die Kinder und zogen einen kleinen, dicken Mann zu dem Baume hin und er setzte sich gerade unter ihn. "Denn da sind wir im Grünen." sagte er "und der Baum kann besonderen Nutzen davon haben, zuzuhören! Aber ich erzähle nur eine Geschichte. Wollt Ihr die von Ivede-Avede oder die von Klumpe-Dumpe hören, der die Treppe herunter fiel und doch zu Ehren kam und die Prinzessin erhielt?"

"Ivede-Avede!" schrien einige "Klumpe-Dumpe!" schrien andere, das war ein Rufen und Schreien! Nur der Tannenbaum schwieg ganz still und dachte: "Soll ich gar nicht mit, gar nichts dabei tun?" Er war ja mitgewesen, hatte getan, was er sollte.

Und der Mann erzählte von Klumpe-Dumpe und die Kinder klatschten in die Hände und riefen: "Erzähle! Erzähle!"
Sie wollten auch die Geschichte von Ivede-Avende aber sie bekamen nur die von Klumpe-Dumpe. Der Tannenbaum stand ganz still und gedankenvoll; nie hatten die Vögel im Wald so etwas erzählt.
"Ja ja, so geht es in der Welt zu" dachte er und glaubte, dass die Geschichte von Klumpe-Dumpe wahr sei, weil es so ein netter Mann war, der es erzählte.
"Ja ja, wer kann es wissen! Vielleicht falle ich auch die Treppe hinunter und bekomme eine Prinzessin."
Und er reute sich darauf, den nächsten Tag wieder mit Lichtern und Spielzeug, Gold und Früchten angeputzt zu werden.

"Morgen werde ich nicht zittern." dachte er. "Ich will mich recht aller meiner Herrlichkeit freuen. Morgen werde ich wieder die Geschichte von Klumpe-Dumpe hören und vielleicht auch die von Ivede-Avede."
Und der Baum stand still und gedankenvoll die ganze Nacht.

Am Morgen kamen die Diener und das Mädchen herein.
"Nun beginnt das Schmücken aufs Neue!" dachte der Baum, aber sie schleppten ihn zur Stube hinaus, die Treppe hinauf auf den Boden, und hier in einem dunklen Winkel, wo kein Tageslicht schien, stellten sie ihn hin.
"Was soll ich hier wohl tun? Was bekomme ich hier wohl zu hören?" und er lehnte sich an die Mauer und dachte und dachte. Und er hatte Zeit genug, denn es vergingen Tage und Nächte, niemand kam herauf; und als endlich jemand kam, so geschah es nur, um einige goße Kästen in die Ecke zu stellen. Nun stand der Baum ganz versteckt; man musste glauben, dass er völlig vergessen war.

"Nun ist es Winter draussen," dachte der Baum
"Die Erde ist hart und mit Schnee bedeckt, die Menschen können mich nicht pflanzen, deshalb soll ich wohl bis zum Frühjahr hier im Schutze stehen. Wie wohnbedacht das ist! Wie gut doch die Manschen sind! Wäre es hier nur nicht so dunkel und schrecklich einsam! Nicht einmal ein kleiner Hase! Es war doch so niedlich, da draussen im Walde, wenn der Schnee lag und der Hase vorbeisprang. Aber damals konnte ich es nicht leiden. Hier oben ist es doch schrecklich einsam."

"Piep! Piep!" sagte da eine kleine Maus und huschte hervor; und dann kam noch eine kleine. Sie beschnüffelten den Tannebaum und dann schlüpften sie zwischen seine Zweige.

"Es ist eine greuliche Kälte!" sagten die kleinen Mäuse "Hier ist es gemütlich, nicht wahr u alten Tannenbaum?"

"Ich bin gar nicht alt!" sagte der Tannebaum "Es gibt viele, die weit älter sind, als ich!"

"Wo kommst Du her?" fragten die Mäuse "und was weisst Du?" sie waren so gewaltig neugierig.
"Erzähle uns doch von dem schönsten Ort auf Erden! Bist Du dort gewesen? Bist Du in der Speisekammer gewesen, wo Käse auf den Bretten liegen und Schinken unter der Decke hängen wo man auf Talglicht tanzt, mager hineingeht und fett hinauskommt?"

"Das kenne ich nicht!" sagte der Baum.
"Aber den Wald kenne ich, wo die Sonne scheint und die Vögel singen."
Und dann erzählte er alles aus seiner Jugend und die kleinen Mäuse hatten sowas vorher nie gehört und sie horchten auf und sagten: "Nein! Wieviel Du gesehen hast! Wie glücklich Du gewesen bist!"

"Ich?" sagte der Tannenbaum und dachte über das nach, was er selbst erzählte. "Ja, es waren im Grunde ganz fröhliche Zeiten."
Aber dann erzählte er vom Weihnachtsabend, wo er mit Kuchen und Lichtern geschmückt war.

"Oh!" sagten die kleinen Mäuse
"Wie glücklich Du gewesen bist, Du alter Tannebaum!"

"Ich bin gar nicht alt! Erst diesen Winter bin ich aus dem Walde gekommen. Ich bin in meinem allerbesten Alter! Ich bin nur so schnell gewachsen."

"Wie schön Du erzählst!" sagten die kleinen Mäuse und in der nächsten Nacht kamen sie mit vier anderen kleinen Mäusen, die sollten den Baum auch erzählen hören und je mehr er erzählte, desto deutlicher erinnerte er sich sebst an alles und dachte: "Es waren doch ganz fröhliche Zeiten. Aber sie können wiederkommen, noch einmal wiederkommen...
Klumpe-Dumpe fiel die Treppen hinunter und erhielt doch die Prinzessin, vielleicht kann ich auch eine Prinzessin bekommen?"
Und dann dachte der Baum an eine niedliche kleine Birke, die draussen im Walde wuchs; das war für den Tannenbaum eine wirklich schöne Prinzessin.

"Wer ist Klumpe-Dumpe?" fragte die kleinen Mäuse. Und dann erzählte der Tannebaum das ganze Märchen; er konnte sich jedes einzelnen Wortes entsinnen; und die kleinen Mäuse waren nahe daran, vor lauter Freude bis in die Spitze des Baumes zu springen.
In der folgenden Nacht kamen noch viel mehr Mäuse und am Sonntag sogar zwei Ratten, aber die sagten, die Geschichte sei nicht hübsch und das betrübte die kleinen Mäuse, denn nun hielten sie auch weniger davon.

"Kennen Sie nur die eine Geschichte?" fragten die Ratten. "Nur die eine. Die hörte ich an meinem glücklichsten Abend, aber damals dachte ich nicht daran, wie glücklich ich war."antwortete der Baum.

"Das ist eine höchst jämmerliche Geschichte! Kennen Sie keine mit Speck und Talglicht? Keine Speisekammergeschichte?" "Nein." sagte der Baum.
"Na dann bedaken wir uns." antworteten die Ratten und gingen zu den ihrigen zurück.

Die kleinen Mäuse blieben zuletzt auch weg und da seufzte der Baum: "Es war doch ganz hübsch, als sie um mich herum saßen, die flinken kleinen Mäuse, und zuhörten, wie ich erzählte. Nun ist auch das vorbei! Aber ich werde daran denken mich zu freuen, wenn ich wieder herorgeholt werde."

Aber wann geschah das? Ja, es war eines Morgens, da kamen Leute und rumorten auf dem Boden, die Kästen wurden weggesetzt, der Baum wurde hervorgezogen. Sie warfen ihn freilich ziemlich hart auf den Fussboden, aber ein Diener schleppte ihn sogleich zur Treppe hin, wo das Tageslicht schien.

"Nun beginnt das Leben wieder!" dachte der Tannenbaum. Er fühlte die frische Luft, den ersten Sonnenstrahl - und nun war er draussen im Hofe. Alles ging so geschwind. Der Baum vergaß völlig, sich selbst zu betrachten, da war so vieles ringsumher zu sehen. Der Hof stieß an einen garten und alles blühte darin. Die Rosen hingen so frisch und duftend über das kleine Gitter, die Lindenbäume blühten und die Schwalben flogen umher.

"Nun werde ich leben!" jubelte der Baum und breitete seine Zweige aus ; aber ach, die waren alle vertrocknet und gelb und er lag da im Winkel, zwischen Unkraut und Nesseln. Der Stern von Goldpapier saß noch oben in der Spitze und glänzte im hellen Sonnenschein.

Im Hofe spielten ein paar der muntere Kinder, die zur Weihnachtszeit den Baum umtanzt hatten und so froh über ihn gewesen waren. Eines der Kleinsten lief hin und riß den Goldstern ab.

"Sieh, was da noch an dem häßlichen, alten Tannenbaum sitzt!"sagte es und trat auf die Zweige, so dass sie unter seinen Stiefeln knackten.

Und der Baum sah auf all die Blumenpracht und Frische im Garten, er sah sich selbst und wünschte, dass er in seinem dunklen Winkel auf dem Boden geblieben wäre.
Er gedachte seiner frischen Jugend im Walde, des lustigen Weihnachtsabends und der kleinen Mäuse, die so munter die Geschichte von Klumpe-Dumpe angehört hatten.

"Vorbei, vorbei!" sagte der arme Baum. "Hätte ich mich doch gefreut, als ich es noch konnte! Vorbei, vorbei!"

Und der Knecht kann und hieb den Baum in kleine Stücke; ein ganzes Bündel lag da. Hell flackerte es auf, unter dem großen Braukessel und der Baum seufzte so tief und jeder Seufzer war ein kleiner Schuss. Darum liefen die Kinder, die dort spielten, herbei und setzten sich vor das Feuer, blickten hinein und riefen: "Piff Paff!"

Aber bei jedem Knall, der ein tiefer Seufzer war, dachte der Baum an einen Sommertag im Walde oder an eine Winternacht da draussen, wenn die Sterne funkelten. Er dachte an den Weihnachtsabend und an Klumpe-Dumpe, das einzige Märchen, das er gehört hatte und zu erzählen wusste; und dann war der Baum verbrannt.

Die Knaben spielten im Hofe und der kleinsten hatte den Goldstern auf der Brust, den der Baum an seinem glücklichsten Abend getragen hatte. Nun war es vorbei und mit dem Baum war es vorbei und mit der Geschichte auch; vorbei, vorbei - und so geht es mit allen Geschichten!




22.12.2003 00:47 Email an flitzer senden Homepage von flitzer Beiträge von flitzer suchen
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Die Abenteuer der kleinen Schneemaus
Es war ein kalter Wintermorgen an irgend einem Dezembertag. Weihnachten stand kurz vor der Tür und alle Leute liefen sehr geschäftig durch die Straßen, um noch Geschenke für ihre Lieben zu besorgen und um dies und das noch zu erledigen. Ein paar Kinder tobten laut lachend und schreiend die Straße entlang. Eines von ihnen formte gerade einen sehr großen Schneeball und zielte damit auf das Hinterteil seines Freundes. Es war ein lustiger Anblick, den der Schneeball auf der Hose des kleinen Jungen hinterließ.
Die Geschäfte, alle herrlich geschmückt, mit Kugeln, Girlanden, Lametta und Engelshaar, die Straßen festlich aufgeputzt mit vielen bunten Lichtern, einige in Sternform, andere sahen aus wie Glocken und über dem breitesten Stück der Straße hing sogar ein Rentier-Schlitten, aus dem der Weihnachtsmann mit lachendem Gesicht winkte. Am Ende der Straße stand ein wunderschön geschmückter Christbaum mit roten und goldenen Kugeln und an der Spitze war ein Engel angebracht.
Es begann zu schneien. Ganz leicht zuerst, aber die Flocken wurden immer dichter. Wie Federn so leicht sanken sie vom Himmel herab und gesellten sich zu ihren Kameraden, die schon am Boden liegen geblieben waren. Nach und nach waren die Dächer der Häuser und der schöne Christbaum wie mit Zucker überstreut. Die Menschen auf den Straßen sahen alle schon aus wie lauter Schneemänner, ganz weiß waren sie schon auf ihren Köpfen.
Hinter einem Holzstoß, neben einem recht hübschen, alten Haus, wohnte eine Mäusefamilie mit ihren zwei Kindern. Eines hieß Max und das andere Moritz, so wie die beiden Lausbuben im Märchen. Und Lausbuben waren sie alle beide, so richtige, neugierige Mäusekinder, immer zu neuen Streichen aufgelegt. Die Mäuseeltern hatten ihre Kinder sehr lieb, so wie alle Eltern ihre Kinder lieb haben und sie waren sehr stolz auf die beiden. Es war mittlerweile schon einiges an Schnee gefallen und das Schneetreiben wurde immer dichter. Man konnte fast nicht mehr auf die andere Straßenseite hinüber schauen, so dicht fielen die Flocken vom Himmel.
"Mann, ist das aber ein Schneegestöber! Man sieht ja vor lauter Schnee die Häuser auf der anderen Straßenseite nicht mehr!" rief der Mäusevater. " Ich möchte, dass ihr beide heute zu hause bleibt, weil wenn das so weiter schneit, verlauft ihr euch noch da draußen." Max und Moritz machten lange Gesichter, sie wollten doch noch Weihnachtsgeschenke für die Eltern einkaufen, wie sollten sie das machen, wenn der Vater sie nicht raus ließ.
Die Mäusemutter strich den beiden liebevoll über die Köpfe und meinte:" Es ist ja noch nicht spät, es wird bald aufhören zu schneien und dann könnt ihr rausgehen und spielen, aber geht nicht zu weit vom Haus weg, hört ihr?" Die beiden nickten artig und trollten sich in ihr Zimmer. " Was machen wir jetzt? " fragte Max. " Wir haben doch noch nichts für die Eltern zu Weihnachten, was wir ihnen schenken können". "Es wird schon aufhören und dann gehen wir einfach raus und kaufen was schönes" antwortete Moritz und kramte die Spielzeugkiste hervor.
Aber es wollte nicht aufhören zu schneien, die Flocken fielen immer dichter und der Schnee lag mittlerweile schon ziemlich hoch . Die beiden Mäusekinder fassten einen Plan. Sie würden sich jetzt an den Eltern vorbeischleichen und sehen , dass sie sich unbemerkt aus dem Haus stehlen könnten. Es war ja schon höchste Zeit , ein Geschenk für den Vater und die Mutter zu kaufen, sie sollten ja auch eine Weihnachtsfreude haben.
Gesagt , getan. Max und Moritz setzten ihre Mützen auf und stahlen sich aus dem Haus. War das ein Schneegestöber! Man sah die Hand vor den Augen kaum. Die beiden machten sich auf den Weg , sie wollten für die Eltern eine schöne Teekanne besorgen, doch schon nach einigen Metern fiel ihnen das laufen im tiefen Schnee schwer und oh Schreck!, sie hatten sich verirrt. Ängstlich duckten sie sich in eine Mauernische und kuschelten sich aneinander , es war auch bitterkalt geworden. "Wir werden warten, bis es aufhört, zu schneien, dann finden wir den Weg bestimmt wieder". meinte Max. Sein Bruder nickte und zitterte am ganzen Leib, so kalt war ihm inzwischen.
In der Zwischenzeit war den Eltern aufgefallen , dass die Kinder nicht mehr da waren und sie machten sich große Sorgen, da es schon dunkel wurde. Sie beratschlagten, was zu tun sei und wo man die Kinder suchen könnte, Die Mutter weinte und der Vater tröstete sie und versuchte, ihr Mut zu zusprechen, obwohl der ihn auch schon langsam verließ.
Auf einmal klopfte es an der Türe. Der Mäusevater öffnete und bekam einen Riesenschreck! Draußen stand der böse schwarze Kater, der immer den anderen Katzen das Leben schwer machte und er brachte , ihr werdet es nicht glauben , die beiden Mäusekinder nach Hause!
"Die beiden habe ich soeben am Straßenrand an einem Haustor aufgelesen, sie haben nicht mehr nach hause gefunden, sie sind schon ganz erfroren, ich dachte mir, ihr werdet sie sicher vermissen."
War das eine Freude! Der Mäusevater konnte es genauso wenig wie die Mutter fassen, dass ausgerechnet dieser böse Kater ihre beiden Kinder nach hause brachte und ihnen kein Leid antat.
Natürlich war der Kater, er hieß Felix, herzlich eingeladen, das Weihnachtsfest mit der Mäusefamilie zu verbringen und war von dieser Zeit an ein guter Freund der Familie und er hatte außerdem auch eine wunderschöne Teekanne besorgt, aber das ist eine andere Geschichte.

23.12.2003 22:22 Email an HiSpeed senden Beiträge von HiSpeed suchen
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Weichnachtsgeschichte

Jedesmal wenn Weihnachten kommt, muss ich an Herrn Sörensen denken. Er war der erste Mensch in meinem Leben, der ein einsames Weihnachtsfest feierte, und das habe ich nie vergessen können.

Herr Sörensen war mein Lehrer in der ersten Klasse. Er war gut, im Winter bröselte er sein ganzes Frühstücksbrot für die hungrigen Spatzen vor dem Fenster zusammen. Und wenn im Sommer die Schwalben ihre Nester unter den Dachvorsprung klebten, zeigte er uns die Vögel, wie sie mit hellen Schreien hin und her flogen. Aber seine Augen blieben immer betrübt.

Im Städtchen sagten sie, Herr Sörensen sei ein wohlhabender Mann. "Nicht wahr, Herr Sörensen hat Geld?" fragte ich einmal meine Mutter. "Ja, man sagt"s." - "Ja ... ich hab" ihn einmal weinen sehen, in der Pause, als ich mein Butterbrot holen wollte ..."

"Herr Sörensen ist vielleicht so betrübt, weil er so allein ist", sagte meine Mutter. "Hat er denn keine Geschwister?" fragte ich. "Nein - er ist ganz allein auf der Welt..."

Als dann Weihnachten da war, sandte mich meine Mutter mit Weihnachtsbäckereien zu Herrn Sörensen. Wie gut ich mich daran erinnere. Unser Stubenmädchen ging mit, und wir trugen ein großes Paket, mit rosa Band gebunden, wie die Mutter stets ihre Weihnachtspäckchen schmückte.

Die Treppe von Herrn Sörensen war schneeweiß gefegt. Ich getraute mich kaum einzutreten, so rein war der weiße Boden. Das Stubenmädchen überbrachte die Grüße meiner Mutter. Ich sah mich um. Ein schmaler hoher Spiegel war da, und rings um ihn, in schmalen Rahmen, lauter schwarzgeschnittene Profile, wie ich sie nie vorher gesehen hatte.

Herr Sörensen zog mich ins Zimmer hinein und fragte mich, ob ich mich auf Weihnachten freue. Ich nickte. "Und wo wird Ihr Weihnachtsbaum stehen, Herr Sörensen?" - "Ich? Ich habe keinen, ich bleibe zu Hause."

Und da schlug mir etwas aufs Herz beim Gedanken an Weihnachten in diesem "Zuhause". - In dieser Stube mit den schwarzen kleinen Bildern, den schweigenden Büchern und dem alten Sofa, auf dem nie ein Mensch saß - ich fühlte das Trostlose, das Verlassene in dieser einsamen Stube, und ich schlug den Arm vors Gesicht und weinte.

Herr Sörensen zog mich auf seine Knie und drückte sein Gesicht an meines. er sagte leise: "Du bist ein guter, kleiner Bub." Und ich drückte mich noch fester an ihn und weinte herzzerbrechend.

Als wir heimkamen, erzählte das Stubenmädchen meiner Mutter, ich hätte "gebrüllt".

Aber ich schüttelte den Kopf und sagte: "Nein, ich habe nicht gebrüllt. Ich habe geweint. Und weißt du, ich habe deshalb geweint, weil nie jemand zu Herrn Sörensen kommt. Nicht einmal am Heiligen Abend..."

Später, als wir in eine andere Stadt zogen, verschwand Herr Sörensen aus meinem Leben. Ich hörte nie mehr etwas von ihm. Aber an jenem Tag, als ich an seiner Schulter weinte, fühlte ich, ohne es zu verstehen, zum ersten Male, dass es Menschen gibt, die einsam sind. Und dass es besonders schwer ist, allein und einsam zu sein an Weihnachten.

Herman Bang

24.12.2003 05:29 Email an HiSpeed senden Beiträge von HiSpeed suchen
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