http://www.match-cut.de/index2.htm (deutsch)
http://www.the-prisoner-6.freeserve.co.uk/
Nummer 6 hiess also im original
"The Prisoner"...!
Ein leerer highway, ein verlassenes flugfeld; schwere gewitterwolken und donner verheißen unheil. Ein grün-gelber Lotus Super Seven nähert sich, rast vorbei. Der mann darin ist auf dem weg zu seinem vorgesetzten.
Peitschende donnerschläge akzentuieren die wütenden gesten, als er seine papiere auf den schreibtisch schmettert, den dienst quittiert, nach hause fährt. Ein leichenwagen folgt ihm. Der mann packt die koffer. Ein totengräber betritt sein haus. Weißer qualm dringt plötzlich durchs schlüsselloch. Der mann taumelt und fällt. Sein letzter blick erfasst die bürotürme der Londoner city.
Cut.
Aufgewacht aus der betäubung, findet er sich am vertrauten und doch völlig anderen ort wieder. Ein unvergesslicher prolog schlägt daraufhin den ton an für das, was kommt:
Wo bin ich?
* Sie sind da.
Was wollen sie?
* Informationen.
Auf wessen seite sind sie?
* Wir sind auf der richtigen seite. Wir wollen information.
Ich sage nichts.
* So oder so, sie werden sprechen.
Wer sind sie?
* Die neue Nummer Zwei.
Wer ist Nummer Eins?
* Sie sind Nummer Sechs.
Ich bin keine nummer, ich bin ein freier mensch!
*(Lachen)
... ...
Woran liegt es, dass die serie - nach über zwanzig jahren - kaum jemanden gleichgültig lässt? Das bewusstsein etwas nicht alltäglichen blieb.
Es war die mischung, die die reihe anfangs zum flop machte: keine echte agenten-serie, kein love interest und ein unverständlicher schluss. Dieselbe mischung aber beförderte sie einige jahre später zum kultobjekt und all time favorite.
Nicht was, sondern wie: Es ist der ton, der die musik macht, die attitüde ironisch-distanzierter selbstverständlichkeit die zutat, die NUMMER 6 einzigartig machen. Noch die schwächste episode zehrt davon, was eine deutsche serie kaum je so auf lager hat.
Zu abgehoben für den halbwegs desinteressierten breiten serienkonsens, aber genau richtig für spezialisten wegen
1. der Idee,
2. der gewitzten verquickung von mystery, handlung und teils sophistischen dialogen und
3. der allgemeinen qualität der produktion.
Bis auf drei ausnahmen immer identisch, erzählt der trailer nur mit bildern die vorgeschichte. Das beste, was auf dem sektor made for television hervorgebracht wurde. "Herzlichen Glückwunsch" und "Die Ankunft" kommen teilweise ohne jeden dialog aus. Unvorstellbar für die gängige schwatzhafte serienware, die ohne das wort nicht existiert, und an der alles, nicht nur talk cheap ist.
Ron Grainers irgendwie elegisches wie treibendes PRISONER-thema blieb im gedächtnis und ist mit den jahren kein bisschen gealtert. Nachdem der soundtrack früher nur schwer zu bekommen war, hat sich das durch den verkauf der rechte an der serie inzwischen geändert und man findet ihn im original auf guten samplern.
Noch nach jahren blieb bei den meisten die erinnerung wenigstens an ein detail: ein weißer ballon, der aus dem meer steigt und über land oder see driftet: "Rover". Er ist der wachhund des Ortes und paralysiert und fängt flüchtende wieder ein. Auf deutsch wird der ballon ein einziges mal "Hystero" genannt. "The Schizoid Man", die episode, in der er mit namen genannt wird, gab es in Deutschland nicht. Sein erscheinen kündigt sich durch urweltliches brüllen an.
Eigentlich ein lachhafter spezialeffekt, aber ein exotischer blickfang für die ganze show, popularisierte er die wieder zu ehren gekommene 60er-erfindung der lava-lampe als Rover-minireplikat.
Anderes ist nur fürs auge und pure bewegung, wie die "wippschaukel" im sogenannten kontrollraum. Ihre bedeutung wird nie erklärt.
Neben dem Ort selbst bestimmt die garderobe der bewohner die szenerie. Gelb, rot, grün und weiß gestreift sind pullover und sonnenschirme, die baldachine der minitaxis. Das knallbunt kontrastiert auffallend zum klassizismus der architektur.
Weiß ist die farbe des Ortes und der macht: Weißer qualm betäubt Nummer Sechs. Eine begegnung mit Rover kann tödlich sein. Ärzte und wissenschaftler in weiß benutzen renitente als versuchskaninchen. Eine ominöse, weiß gekleidete „schwarze witwe" will Nummer Sechs töten.
Das existenzialistische schwarz dagegen ist Nummer Sechs zugeordnet, obwohl auch Nummer Zwei in der regel schwarz trägt, mit weißem schal. Er hat immer ein schwarzes jackett an, die säume weiß eingefasst. Seinen eigenen schwarzen anzug erhält er einmal anlässlich der karnevalsveranstaltung zurück, als kostüm. Beim zweiten mal in "Demaskierung" mit den Worten: "Wir dachten, sie würden sich besser fühlen als sie selbst." "The Schizoid Man" nutzt das farbenspiel genial aus: Nummer Sechs wird mit einem double konfrontiert. Letztlich sollen ihm zweifel an seiner identität kommen. Das double - in den worten von Nummer Sechs "the economy pack" - trägt ein weißes jacket, schwarzgesäumt. Diese doppelung impliziert unter anderem die wahre nähe von Nummer Sechs zu seinen gegnern...
zitat:
NUMMER 6 ist die Idee ihres hauptdarstellers, co-produzenten und teilweise regisseurs Patrick McGoohan.
McGoohan
wurde 1928 in New York als sohn irischer eltern geboren. Zurück in Irland, kam er ans theater. 1954 stand er zum ersten mal in einer nebenrolle vor der kamera und trat danach in zahlreichen mehr oder weniger bekannten streifen auf. So war er in DIE FLUCHT VON ALCATRAZ (1979) der harte gefängnisdirektor, in zwei, drei COLUMBO-episoden der sinistre guest star bzw. auch regisseur seines freundes Peter Falk.
1967
endete seine erfolgreiche serie
"GEHEIMAUFTRAG FÜR JOHN DRAKE"
Ihrer Majestät diente er smart, stets korrekt und mit viel technischem schnickschnack. Obgleich vor der zeit, war die figur der konsequente anti-Bond: keine waffen, keine frauen, keine affären. Elemente, die in
"NUMMER 6" nachklingen. Als einer der populärsten englischen tv-stars leistete McGoohan sich sogar den luxus, die angebotene rolle als James Bond aus moralischen gründen abzulehnen und so einer viel versprechenden Hollywood-karriere good bye zu sagen.
Eine der damals meistgestellten fragen, ob Nummer Sechs nun John Drake sei, hat McGoohan immer verneint. Gewisse parallelen sind kein zufall; die figur legt es nahe, vorarbeiten für NUMMER 6 begannen zu DRAKE-zeiten und auch das personal war zum teil identisch. Sogar der DRAKE-titelsong von Edwin Astley schien von zukünftigem zu künden:
http://www.match-cut.de/index2.htm
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