Purzel
Mitglied
Dabei seit: 04.07.2001
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06.08.2002 08:46 |
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Purzel
Mitglied
Dabei seit: 04.07.2001
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06.08.2002 11:08 |
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Also gut, Ihr wollt es ja nicht anders.
Die Story ist aber so lang, dass sie wohl keiner lesen wird.
Sie hiess, sagen wir, Jana, und wohnt in Prag. 49, ein kleines, drahtiges, intelligentes und quicklebendiges Persönchen, beschäftigt bei einer Development-Firma und dort zuständig für die Abwicklung technischer Kundenkontakte. Was sie mir so sympathisch machte, war ihre humorvolle Fantasie in allen Lebenslagen, ansonsten war sie nicht der Typ, in den man sich stehenden Fusses verliebt, an den man sich aber gern gewöhnt und über dessen innere Werte man auch eine Liebe aufbauen kann. Ich hätte sie ganz gern als Partnerin gehabt, aber es kam alles ganz anders, und mein Schuldanteil daran ist auch nicht gerade Null.
Wegen der Entfernung nach Prag hatten wir eine längere Mail- und SMS-Phase, die ganz lustig war. Gleich zu Beginn wollte sie z.B. wissen, ob ich einen technischen Uni-Abschluss hätte. Meine Frage, ob ihre WC-Spülung repariert werden muss, hat sie verneint, das könne sie selber, es sei vielmehr deswegen, weil sie bisher auf so viele human-intellektuelle Spinner reingefallen sei, und jetzt sei sie entschlossen, nur noch mit Technikern zu kommunizieren, weil die nicht so viel quatschen. Mein Startguthaben war also nicht schlecht.
Irgendwie hatte ich es dann geschafft, sie zweimal kurz in Prag zu treffen und ein Bierchen mit ihr zu trinken. Wir fanden uns auch dann noch interessant und erarbeiteten uns per mail und SMS den Plan, zwecks „Etappe 4“ für ein Wochenende unser Domizil in C. aufzuschlagen, das neutral etwa auf der halben Strecke zwischen Prag und Litomysl liegt. Dort nahmen wir ein Hotelzimmer und machten einen kulturell-trinkerischen Rundgang durch das Städtchen. Ich muss ohne Groll anerkennen, dass sie mich unter den Tisch getrunken hat, wodurch ich das Heft des Handelns unfreiwillig aus den Händen gab. Das hatte auf die abendliche Situation im Hotelzimmer keinen unerheblichen Einfluss und weiterhin zur Folge, dass ich ihr wohl recht blöd vorgekommen sein muss, was sie wiederum zum mitternächtlichen Aufbruch veranlasste. Nach eigenen Angaben ist sie (nachts!) per Anhalter zurück nach Prag gekommen, während ich zu solchen Reisen nicht mehr in der Lage war und das bezahlte Hotelzimmer abschlief.
Hier ist noch nicht das Ende!!!
Text tippend kamen wir uns über mehrere Tage langsam wieder näher und planten einen neuen Date, diesmal bei mir anlässlich eines Konzertes (merkt Ihr was? Konzerte sind meine Geheimwaffe) in Litomysl, Vorlauf waren reichlich drei Wochen. Heftige elektronische Kontakte liessen ein grosses Wochenende erwarten.
Mehr aus Neugier denn aus echtem Interesse habe ich in dieser Zeit noch zwei Kontakte Etappe 3 absolviert, aber wie der Teufel so will, es trat etwas Unerwartetes ein. Etwa 14 Tage vor Janas Besuch traf ich Z. und habe mich auf Anhieb in sie verknallt (in meinem Alter!). Darauf gehe ich jetzt nicht weiter ein. Jedenfalls nahm diese Sache einen rasenden Verlauf, und ich wähnte mich im siebenten Himmel. Drei Tage vor Janas Anreisetermin lud ich sie telefonisch mit der ehrlichen Begründung aus, dass ich mich verliebt hätte und kein Falschspieler sein wollte. Sie hat relativ heftig rumgetobt und in mehreren SMS Schimpf und Schande über mich ausgegossen. Kurz, sie hat mich zum Teufel gewünscht. Unter anderem hatte sie mir prophezeit, dass derjenige, der Alles haben will, eines Tages mit Nichts dastehen wird.
Zu diesem Zeitpunkt ahnte ich nicht, wie schnell sie Recht haben sollte.
Am Konzerttag schickte ich ihr eine SMS mit der kurzen Information, dass ihre Vorhersage eingetreten sei. Aus diesem Anlass erfand sie die Kategorie der sogenannten Triumph-SMS, von deren Premiere-Variationen ich etwa 20 Stück empfangen durfte. Text tippend kamen wir uns über mehrere Tage wieder näher – aber das schrieb ich ja oben bereits. 14 Tage später lud sie mich nach Prag ein. Völlig unerwartet fand dieser Termin auch statt und gestaltete sich zu einem Treffen zweier Menschen, die heisshungrig seit 5 Jahren aufeinander gewartet haben. Es hat alles gestimmt. Klar, dass sie am nächsten WE zu mir kommen und zur Verlängerung des voraussichtlichen Genusses noch zwei Tage Urlaub nehmen wollte. Mittwoch abend wollte ich sie abholen.
Dann begann es.
Am Dienstag wurde der Urlaub in Frage gestellt: Umzug im Büro, Unwetter in Prag, überall hat es reingeregnet und sie muss das alles ausbaden, keine Leute sehen wollen, kriege keinen Urlaub... Ich beruhigte sie und verwies darauf, was Stress alles aus einem zu machen vermag. Gut, Urlaub um einen Tag gekürzt, Donnerstag sollte ich sie abholen. Am Mittwoch mehrere zweifelnde SMS und mails, ob der Schritt auch gut sei, und sie denke, es sei besser, wenn sie unter vielen Menschen sei und nicht nur mit mir. Ich beruhigte sie und verwies darauf, was Stress alles aus einem zu machen vermag. Ausserdem schickte ich wegen ihrer Zweifel ein längeres Mail, in dem ich (Fehler!) erklärte, dass ich es mir mit ihr zwar nicht gerade einfach, aber trotzdem sehr gut vorstellen könne. Daraufhin kam am Donnerstag eine Offenbarung. Vor einem halben Jahr habe sie einen Tschechen kennen gelernt, der im Kuwait arbeitet (hatte sie wirklich mal erwähnt), sie hatten sich damals sehr gefallen, und just an diesem WE sei er bei Bekannten in einem Ferienhaus, und diese Bekannten haben sie eingeladen, möglicherweise mache sie eine Dummheit, aber sie müsse dorthin.
Gut, ich kenne das Leben und bin auch kein Engel, also habe ich ihr viel Spass gewünscht und mir, dass sie sich schnell austobt und zur Besinnung kommt. Am Sonntag kam eine SMS, dass sie möglicherweise eine Dummheit mache, aber für eine Woche weder per Handy noch PC erreichbar sein werde. Ich funkte zurück: „O.k., Du hast zum 1:1 ausgeglichen, aber ich spiele nicht mehr weiter mit.“ Daraufhin liess sie mich wissen (sie gehört zu der Art Menschen, die das letzte Wort haben müssen), dass sie dies auch nicht sehr real empfunden hätte, worauf eine zwölftägige Funkstille eintrat.
Am jüngsten Freitag kam ein Mail. Sinngemäss „habe mich ausgetobt, hat aber keine Perspektive, bin weder glücklich noch befriedigt, Antwort erwarte ich nicht.“ Darunter dramatisch berechnend: „P.S.: Ich grüsse Dich“.
Jetzt möchtet Ihr sicher gern wissen, wie ich reagiert habe.
Bisher mit Schweigen, tot gestellt. Habt Ihr Vorschläge, ob ich etwas tun sollte?
tbc.
__________________ Schöne Frauen sind nur mehr oder weniger gut gelungene Kopien eines Ideals.
Hässliche sind dagegen immer ein Original!
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06.08.2002 11:27 |
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jelka
Dabei seit: 29.04.2002
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06.08.2002 12:10 |
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Purzel
Mitglied
Dabei seit: 04.07.2001
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Zitat: |
Original von Foreigner
Jetzt möchtet Ihr sicher gern wissen, wie ich reagiert habe.
Bisher mit Schweigen, tot gestellt. Habt Ihr Vorschläge, ob ich etwas tun sollte?
tbc.
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Eine Frage: Willst Du sie "wiederhaben" oder ist es nur der Stolz, der Dich zurückhält? Sollte es nur der Stolz sein, dann wirf ihn über Bord - Stolz kann sehr einsam machen!
Was Euch beiden da passiert ist, war eben das Leben. Ich gratuliere Euch aber zu Eurer Ehrlichkeit. Es gibt genug Menschen, die den anderen, die andere verschwiegen hätten.
Naja, ich will wahrhaft nicht rumsalbadern. Entscheidungen sind manchmal schwer zu treffen, besonders wenn man über seinen eigenen Schatten springen muss.
Ich wünsche Dir aber viel Glück - wie auch immer Du reagierst oder nicht reagierst.
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06.08.2002 12:20 |
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flitzer
Seepferdchen
Dabei seit: 23.06.2001
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Zitat: |
Original von Purzel
Ganz einfach flitzer: Die graben immer den Falschen/die Falsche an. Hier das beste Beispiel: Da ist die Entschlossene an den foreigner geraten. Da passt dann die Chemie auf lange Sicht nicht zusammen.
Ich weiß allerdings auch nicht, warum Foreigner nicht gleich beim "Abklopfen" der Dame alle Warnblinkzeichen aufgegangen sind. Bei der "Schwankenden" habe ich auch so meine Bedenken. Am besten wäre es wohl, er würde an eine "geduldig Aufgeschlossene" geraten. Aber das ist nur so eine Vermutung meinerseits natürlich
Jedenfalls freue ich mich schon auf weitere Berichte von Foreigner auf Freiersfüßen!
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Hmmm, klingt ja alles recht logisch, Purzel. Dennoch würde ich die ganze Sache nicht so mathematisch angehen. Denn ansonsten wäre die logische Schlussfolgerung, nach dem Bericht über die "Schwankende",... Foreigner braucht etwas unstetes Standfestes, mit möglichst drei Beinen, damit nichts mehr kippen kann.
Scherzkeks beiseite...Was ich so für mich zwischen den Zeilen gelesen habe, hat es Foreigner schon ein wenig bei der schwankenden Pragerin erwischt. Nicht unbedingt tief ins Herz...wer weiss, vielleicht hat sie ihm ja einfach nur den Spiegel vors Gesicht gehalten.
Sie mag zwar nicht den "Umhaueffekt" einer Z. haben, aber ihr offenes Wort hat ihn schon schwer beeindruckt, oder?
Foreigner, schwirrt die Dame noch immer in deinem Kopf umher? Ständig...trotz aller böser Korrespondenz und tragikkomischer Erlebnisse? Das müsste doch ausreichen, um eine Entscheidung zu treffen.
Es sei denn, du kalkulierst grundsätzlich ein kleines Übel mit ein, sogar das Risiko, nicht über beide Ohren in deine zukünftige Partnerin verschossen zu sein, um der Einsamkeit zu entfliehen....
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07.08.2002 01:00 |
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Dass im Falle Jana keine Entscheidung mehr erforderlich ist, werdet Ihr aus eventuell nachfolgenden Schilderungen erkennen. An und für sich habe ich die Entscheidung mit meinem erklärten Spiel-Ausstieg für mich getroffen, und sie hat mich auch nicht belastet. Doch als höflicher und kommunikativer Mensch, dem nichts Menschliches fremd ist, habe ich ihr heute zurück gemailt "grüsse auch, tut mir leid für Dich, dass Deine Wünsche nicht aufgegangen sind, so ist das Leben, dieser Schweinehund". Antwort kam postwendend: "so ist es nicht, habe von Anfang an gewusst, dass es nichts wird, gab aber in dem Falle dem momentanen Genuss den Vorzug, das Leben ist kein Schweinehund, sondern nur die Menschen".
Denkt von mir, was Ihr wollt, ich bin aber nicht scharf auf Jemanden, dem eine permanente Genusssucht innewohnt, und der potentiell bei jeder passender Gelegenheit aus einer soliden Partnerschaft ausbüchsen könnte. Die Antwort war gut für mich, denn sie hat mich in meiner getroffenen Entscheidung bestätigt.
__________________ Schöne Frauen sind nur mehr oder weniger gut gelungene Kopien eines Ideals.
Hässliche sind dagegen immer ein Original!
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07.08.2002 09:59 |
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Etwas Unscheinbares wäre für mich, äh, weniger akzeptabel. Sie soll ja schliesslich auch ein bisschen zu meiner Lichtgestalt passen, nicht? Aber ich vermute, es lief auf den Unterschied zwischen "schön" und "hübsch" hinaus. Ich weiss, dass eine nicht hübsche Frau für mich schön sein kann. Was da alles hinein spielt, wäre schon einen eigenen thread wert. Vereinfacht vielleicht: guter Charakter und Intelligenz sollte sich in Haltung, Gestik, Mimik und vor allem in den Augen widerspiegeln.
Was die Resistenz in Phase 4 betrifft: erstens besteht diese Etappe nicht nur aus Intimitäten, und zweitens würde ich eine Frau nicht danach beurteilen, wie schnell sie sich in solche einlässt (sie hätte es ohnehin schwer, meinem Charme zu widerstehen... :verlegen: ). Entscheidend ist doch, wie man danach zum Partner hält. Unverständlich wäre für mich, dass jemand innerhalb von 14 Tagen das nächste Intimobjekt sucht, obwohl mit dem vorherigen alles wunderbar geklappt hat. Andererseits bin ich, ehrlich gesagt, kein Freund von langen Vorreden. Dazu zwingt mich heute in erster Linie die Tatsache, dass ich nicht mehr Zeit und ableitbare Geduld eines 25-Jährigen habe. Und wenn man seine Traumfrau nach langem Abtasten dann endlich im Altenpflegeheim "rum kriegt", dürfte es wohl schon zu spät sein. Ich möchte mit meiner neuen Partnerin gemeinsam alt werden und auf dieser Strecke mit ihr das erleben, was das Leben hergibt.
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07.08.2002 14:06 |
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Ihr werdet ja bemerkt haben, dass ich hier im Prinzip nur über verflossene Bräute berichte.
Leider ist heute wieder eine in diese Kategorie gerutscht. Wir nennen sie einfach Dagmar (weiter oben war sie mal kurz als D. erwähnt). Ihre Mail-Antwort auf meine Annonce war nebst Kurzdarstellung eine Einladung auf einen Kaffee in ein Café. Ich traf eine ausserordentlich attraktive, wohlgeformt-schlanke, gebräunte, sportliche, kommunikative, lustige und dazu noch nette Frau mit Beinen bis zum Hals. Mein erster Eindruck war, dass das ein Witz sein muss, weil solche Art von Frau doch nicht nötig hat, auf Annoncen zu reagieren. Es stellte sich dann aber heraus, dass ihr Freundeskreis zwar fest umrissen, aber klein ist, und sie als Chefin einer kleinen GmbH wenig Zeit für Partnersuche hat. Ihre knappe Freizeit ist Squash, Tennis und der inzwischen verheiratetenTochter gewidmet, die Mitte der Neunziger mal zweite Vizemiss Tschechiens war. Da ist der Apfel nicht weit vom Stamm gefallen...
Während des einstündigen Kaffeetrinkens war sie mir sehr sympathisch geworden. Zum Abschied bat sie mich um eine mehrwöchige Pause bis zu ihrer Reaktion, da sie bezüglich ihres verflossenen Partners noch ins Reine kommen müsse. Da ich mich gerade mit Jana gut versorgt wähnte, stimmte ich dem erleichtert zu, rechnete mir aber nicht die Spur einer Chance aus, da sie, wie gesagt, eine absolute Bombe ist.
Zu meiner Überraschung kam nach mehreren Wochen eine sehr günstige Antwort per e-mail, wir telefonierten daraufhin ein bisschen, und ich lud sie - natürlich! - zu einem Konzert ein. Da sie eine Autostunde entfernt wohnt und wir beide noch etwas Durst hatten, übernachtete sie bei mir, aber mit klarer vorheriger Abmachung, dass es nur bei der Übernachtung bleibt, woran wir uns dann auch gehalten haben. Es folgten aber zwei gemeinsame Wochenenden mit Sport, Pilzesammeln und viel Faulenzen (wir haben uns ja nicht mehr geschont ) und eine kurze Reise zu mir nach Deutschland. Ich war begeistert, und sie liess mich schrittweise erkennen, dass sie es auch war.
Dann hat sie mich in der Angelegenheit ihres Ex-Freundes konsultiert, der sie offenbar mehrere Monate lang auf allen elektronischen Wegen mit Wiedervereinigungsvorschlägen bombardiert hatte, was sie nach eigenen Angaben ignorierte, aber in wachsendem Masse beschäftigte. Ich selten blöder Idiot riet ihr, sich mit ihm auszusprechen, da ich weiss, dass normale Menschen eine langjährige Bindung mental nicht so einfach wegstecken, und so hilft ein aus dem Zeitabstand heraus geführtes Gespräch manchmal beiden Seiten, klarer zu sehen. Kurz darauf hat sie mit dem Hinweis auf den eingeleiteten Besuch des Ex das gemeinsam geplante jüngste Wochenende gecancelt, und die eingetretene Funkstille habe ich nicht zu stören gewagt, da ich bereits so ein mulmiges Gefühl in der Magengrube bekam. Und richtig, gestern abend kam per mail eine Mitteilung darüber, dass sich etwas geändert habe: der Ex hat eine zweite Chance bekommen. Ich habe auch etwas bekommen, nämlich ein paar nachträgliche Komplimente darüber, was ich doch für ein fantastischer Kerl sei, und die schüchterne Bitte um Freundschaft. Mal ehrlich jetzt, die konnte ich ihr nicht abschlagen...
Aber sonst: ich kann mich schon garnicht mehr richtig ärgern, eher entstand so eine Art von Galgenhumor.
Wer ist denn jetzt überhaupt noch übrig? Oder muss ich wieder inserieren?
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15.08.2002 11:41 |
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