Wilson
Mitglied
Dabei seit: 25.06.2001
|
|
Und wieder mal was von mir:
Caroline Sullivan, "Bye bye Baby" und Les McKeown, "Rollermania"
Beides Bücher über die Bay City Rollers; das erste aus der Sicht eines (selbstverständlich) weiblichen Fans, das zweite vom Leadsänger der Gruppe.
Für die, die noch zu jung sind, um die Bay City Rollers zu kennen: Das war quasi die erste Boygroup, die in den 70ern schwer für Furore gesorgt hat. Musikalisch und optisch grausig, wie ich im Nachhinein eingestehen muß, aber auf solche Details nimmt man im entsprechenden Alter wenig Rücksicht. Und ich war auch Fan
Also kurz: Ein herrlich nostalgischer Ausflug, bei dem ich öfter drüber nachdenken mußte, wie doof man doch in dem Alter war. Ich fand es trotzdem witzig und wenn ich demnächst mal wieder zu Hause bei Muttern bin, werde ich die Platten mal rauskramen - vielleicht waren sie doch gar nicht sooooo schlecht
Interessierten Leidensgenossinnen kann ich aber nur das Buch von Caroline Sullivan empfehlen , weil die Autorin die ganze Sache durchaus selbstironisch und mit dem gebührenden Abstand betrachtet. Das zweite Buch (das des Sängers) ist eher ein wehleidiges Geflenne; zwar in Details nicht ganz uninteressant, aber man kann es sich durchaus sparen.
__________________ Berophars Strickblog
|
|
21.07.2004 23:26 |
|
|
Zitat: |
Original von Wilson
So, mal was für diesen Thread:
Gerade fertig gelesen: Lukas Hammerstein, "Die 120 Tage von Berlin"
Ich hatte das Buch schon im September gekauft und wußte jetzt eigentlich erst nicht mehr genau, wieso ich es gekauft hatte. Dann ist es mir aber wieder eingefallen: "Berlin-Szene-Roman" (in der Hinsicht bin ich stark anfällig, so eine Art Heimweh) und Nominierung zum Ingeborg-Bachmann-Preis.
Inhaltsangabe laut Klappentext:
Mitten in Berlin, im noch kalten, neuen Herzen der Stadt, beziehen Menschen die noch unvermieteten Räume eines neuen Büroturms. Im Auftrag der Investoren sollen sie das riesige Gebäude aus Stahl und Glas für 120 Tage bewohnen, um so echte Mieter anzuziehen. Am Ende der 120 Tage steht ein Fest, das alle Grenzen sprengen soll.
Nun ja, der Autor beschreibt einen Haufen szenetypische Leute, wie man sie in Berlin alle naslang findet; alle etwas durchgeknallt, alle ohne Perspektive, halt diejenigen, die als Taxifahrer oder in Cafes arbeiten und "eigentlich was ganz anderes beruflich sind". Man kennt die Klientel. Und was die dort veranstalten, ist nicht wirklich erhellend, weil sie eben mehr oder weniger nichts machen.
Aus irgendwelchen Gründen wird ein Großteil der Bewohner, ob Mann oder Frau, nur beim Nachnamen benannt. Ich schätze, der Autor fand das cool. Nun ja.
Ich fand es ätzend und zu meiner Beruhigung waren die Juroren beim Bachmann-Preis - wie ich im Nachhineingelesen habe - der gleichen Meinung. So bleiben mir wenigstens nagende Fragen erspart, ob das nur an meinem mangelnden Literaturverständnis läge.
|
|
Ich habs jetzt auch mal gelesen. Du hattest Recht, das Buch ist relativ scheiße.
An sich eine coole Idee: Ein leeres Glashaus am Protzdamer Platz, in dem Pseudo-Menschen Pseudo-Leben führen, das Leben nur noch als sinnentleerte Imitation von Leben, das Leben im Schaufenster, Big Brother total.
Ein Pseudo-Roman, der keine Handlung hat, mit völlig nichtssagenden Personen, die man sich eh nicht zu merken braucht, weil sie alle nur austauschbare Platzhalter sind.
Dann wird da noch ein bisschen virtueller Terrorismus gespielt, Falschmeldungen per Computer in Medien eingeschleust, falsche Spuren gelegt wider die allgegenwärtige Überwachung des gläsernen Menschen.
Sprachlich besteht das Ganze aus jeder Menge sinnentleerter Zitate und Klischees, weil die ganze Welt zu Zitat und Klischee geworden ist. (Der Titel natürlich eine Anlehnung an de Sade, mit dem das Buch ansonsten aber nicht viel zu tun hat.)
Leider ist das Buch ziemlich schlecht geschrieben, man hat immer das Gefühl: Da hätte der Autor mehr draus machen können! Und am Ende stürzt sich der Erzähler nichtmal vom Dach, das ist schade, viele Sachen sind unlogisch und einfach handwerklich schlecht gemacht.
Momentan lese ich gerade "Ende gut" von Sibylle Berg. Was für ein Unterschied! Genauso nihilistisch, aber statt Rumgejammer eines gesellschaftlich und sozial semigescheiterten Mitte-Berliners schonungslose Abrechnung mit sämtöichen Sinnkonstruktionen und -Illusionen unserer Gesellschaft. Und knallen tuts auch kräftig. Typisch Berg, sprachlich brilliant, nicht zu empfehlen bei akuter Depression, sonst aber unbedingt!
__________________ Endlich Nicht-BB-Gucker!
|
|
11.08.2004 14:55 |
|
Wilson
Mitglied
Dabei seit: 25.06.2001
|
|
Zitat: |
Original von Schlumpfine
Momentan lese ich gerade "Ende gut" von Sibylle Berg. Was für ein Unterschied! Genauso nihilistisch, aber statt Rumgejammer eines gesellschaftlich und sozial semigescheiterten Mitte-Berliners schonungslose Abrechnung mit sämtöichen Sinnkonstruktionen und -Illusionen unserer Gesellschaft. Und knallen tuts auch kräftig. Typisch Berg, sprachlich brilliant, nicht zu empfehlen bei akuter Depression, sonst aber unbedingt!
|
|
Hört sich gut an, ist mir persönlich momentan aber in der Tat zu deprimierend. Steht aber auf der Wunschliste
Ich habe vorgestern ein Rezensionsexemplar eines Romans quergelesen, der im September erscheint. "Und was machen Sie beruflich?" Auch sowas Deprimierendes; es geht um einen, der seinen Job verliert und dann völlig in der Luft hängt. Das Ganze allerdings eher bissig und ins Absurde grenzend.
Mehr mag ich dazu erst mal nicht schreiben, zumal Rezensionen offiziell erst ab Ende September erlaubt sind. Wobei ich bezweifele, daß meine unbedeutende Meinung überhaupt als Rezension gelten würde
Gestern und heute (ja, ich bin schnell im Lesen) habe ich "Das Lazarus-Kind" gelesen; ich habe es noch nicht ganz durch, aber ich denke, das spielt auch keine Rolle mehr. Ich halte das Buch für maßlos überschätzt. Damals wurde ein Riesen-Trubel beim Erscheinen gemacht; nicht zuletzt, weil es zuerst Buchclub-Mitgliedern zugänglich war und erst später den "normalen" Kunden. Lächerlich.
Es dreht sich um ein kleines Mädchen, das wegen eines Autounfalls ins Koma fällt und durch eine geniale Ärztin wieder ins Leben zurückgeholt werden soll; im Grunde eine Art "Pferdeflüsterer" für Menschen.
Wenn man das Buch, wie ich, im modernen Antiquariat für 7 Euro findet und am Strand/Balkon liest - ok. Ansonsten: Überflüssig.
Hmm, schreibe ich überhaupt mal was Nettes über Bücher? Ich glaube, auf der nächsten Buchmesse sollte ich mich in Acht nehmen...
__________________ Berophars Strickblog
|
|
11.08.2004 23:13 |
|
Drüüde
Küchenfee
Dabei seit: 23.06.2001
|
|
heute mal wieder zwei schöne dicke hardcover in leinen und mit bändchen, wie gönnen uns ja sonst nix.
jonathan strange & mr. norell
wunderbar. hoch originelle story und märchernchaft altertümliche sprache mit geschickt einfliessenden augenzwinkernden seitenhieben auf aktuelle ereignisse.
für geniesser, ich denke, auch ein hit-tip.
nachsatz: obwohl der roman in england spielt und obwohl es um magie geht, ist es keine fantasy im eigentlichen sinne noch hat dieses buch in irgendeiner form was mit harry potter zu tun! unglaublich, das dieser potter scheiss diesen hinweis überhaupt nötig macht.
und der neue stephenson:
quicksilver
den empfehle ich glatt ungelesen (ich hab ihn aber nat. schon ), weil ich weiss, dass das nur gut werden kann. stephenson ist so akkurat in seiner qualitativen beständigkeit, das man ihn fast den "schuhmacher der unterhaltungsliteratur" nennen müsste, wenn nicht im gegensatz zu schumacher jeder neue erfolg das ganze NICHT immer langweiliger werden lassen würde.
obwohl stephenson jeden seiner wälzer immer schön mit stift und papier zu potte bringt (nachdem ein pc mal ein ganzes manuskript gefressen hatte), ist er ein eifriger verfechter der multimedialen verquickung, deswegen auch:
metaweb
|
|
03.10.2004 20:37 |
|
Wilson
Mitglied
Dabei seit: 25.06.2001
|
|
Und mal was ganz anderes: Ich habe Hörbücher für mich entdeckt. Die "Drei Fragezeichen" sind eh schon seit Jahrzehnten treue Begleiter für mich, und jetzt habe ich auch mal die eine oder andere literarische Kassette/CD bestellt. Unter anderem "Das Blütenstaubzimmer" von Zoe Jenny. Ingeborg-Bachmann-Preis. Und es kommt, wie es kommen muß - ich kann wieder mal nur ketzerisch ablästern. Im Grunde hat sich das Ganze recht interessant angehört; eine Tochter rechnet mit ihren 68er-Jahrgang-Eltern ab, aber trotz anfänglichem Interesse habe ich es letztlich nur als dummes Gewäsch empfunden. Boshaft und unangenehm, so richtig vergrätzt.
Da waren mir Kishons Satiren (auch als Hörbuch) doch durchaus lieber, die machen - auch wenn man sie schon kennt - einfach Spaß und sind immer wieder erfrischend boshaft.
Ach so, und noch ein Hörbuch hatte ich angefangen:Henning Mankell, "Mörder ohne Gesicht". Der kann auch nicht mit einer guten Kritik rechnen. Diese Depri-Kommissare/Detektive gehen mir nämlich reichlich auf die Nerven, mit ihrer blöden" Betroffenheit". Gibt es eigentlich noch eine Hauptfigur in Krimis, die nicht das Leid der ganzen Welt auf ihren Schultern trägt?
So, genug rumgestänkert...
__________________ Berophars Strickblog
|
|
15.05.2005 01:55 |
|
|