versform (ohne jamben)<p>Vorfrühjahrsmorgen<p>Nebel schaut grau zu mir herein
feucht umhüllt die Kälte mich;
Märzwetter eben.
modrige Nässe - immerhin
hält sie deinem Blick stand
verborgen und doch offen
weiss nicht, was ich davon halten soll
weiss es und mag nicht dran glauben<p>trotz besserem Wissen
will ich mir deine Augen entzaubern
deren Zauber mich gefangen halten.
Weiss ja selber, dass Traumgespinste mich gefangen halten
weiss auch, dass es besser ist
mich von dir zu lösen - dich zu vergessen<p>Allein bedarf es nur eines Wortes von dir
komm ich doch gekrochen
verbiege mich
vergessen alle guten Vorsätze
der Bauch ist nun mal stärker als der Kopf<p>
Bordeaux<p>Musik klingt, klingt, ich weiss nicht, wie
leicht es mir fällt, den Anker zu lichten,
fortzusegeln, getrieben vom unzuverlässigen Wind meiner Gedanken
fort, fort, nur nicht hierbleiben.<p>hinaus auf die unstete See
die mich treiben lässt oder hinabreisst
wohin ich nicht will und doch bleiben mag<p>flaschengrün - das rote Bouquet denk ich mir dazu
verwirbelt so sanft mir die Träume
entführt mich
(zu dir)<p>
Berlin<p>fragt man mich; wie komm ich hierhin - dorthin,
was weiss ich, weiss selber kaum, wo ich bin
glaube, dass alles gut ist, wie es ist<p>das Rattern der U-Bahn um Mitternacht
schillernde Öllachen auf der Spree in denen sich das Mondlicht spiegelt
fordern mich auf, mit ihnen um die Wette zu schwimmen
nur um mir lachend zu zeigen, dass ich doch zurückbleibe
im eiskalten Wasser<p>in der menschenleeren Strassenbahn
auf den befahrenen Strassen voller Lichter,
die mir enteilen, ehe ich sie berühre
bleib ich zurück; lege mich schlafen
werde geweckt und weiss nicht, wo ich bin
fühl mich vertraut und doch fremd
eigenartig<p>...<p>
unnu prosaisch...<p>Home, sweet home<p>Graue Wolken entlassen ihre Regenschauer auf den Asphalt. Die Laternen werfen ihr kaltes Licht in die Nacht. Autos fahren, Schatten gleich, durch die menschenleeren Strassen. Es ist Sonntag nacht 3 Uhr 40. Der kalte Wind, der mich frieren lässt, kommt immer von vorn. Irgendwann bin ich aus der letzten Kneipe geflogen und versuche den Heimweg zu Fuss zurückzulegen. Immer wieder verfluche ich mich dafür, mein Auto nicht mitgenommen zu haben. Wohlweisslich hab ich es stehenlassen aber jetzt könnte ich mich daführ ohrfeigen. Meine Wahrnehmungen sind durch die letzten Biere, Weine oder was weiss ich verzerrt. Der Fussweg torkelt vor und unter mir herum. Auch meine Gedanken schaffen es ständig, mir zu entschwinden eh ich sie fassen kann. Und ausserdem ist mir schlecht. Ich bin müde und weiss, dass es mindestens noch eine halbe Stunde dauern wird, eh ich zu Hause angekommen bin um dort mein Bett mit leeren Bierdosen, vollen Aschenbechern und Unmengen an Müll bedeckt zu finden. Spätestens morgen Vormittag werde ich all das verteilt in der Wohnung finden und mal wieder nicht die Kraft finden, den Dreck zur Mülltonne zu bringen. Ich versuche beharrlich, mir die vorletzte Zigarette anzustecken, was sich durch den Scheisswind und den Regen äusserst schwierig gestaltet. Aber endlich brennt sie und ich inhaliere den Rauch, grüble, wie ich zu dieser Marke gekommen bin und geb es irgendwann auf, mir darüber weiter Gedanken zu machen. Ein schönes Feuerzeug habe ich. Wem das wohl gehören mag. Wahrscheinlich Kerstin. Ich grinse vor mich hin und beschliesse, den Abend schon allein wegen des Feuerzeuges irgendwie gut zu finden. Mein Magen, der seit Tagen wenig feste Nahrung erhalten hat, grummelt herum und ich schmecke diesen widerwärtigen sauren Geschmack im Mund, der sich vortrefflich mit dem Zigarettenrach vermischt. Die wievielte Kippe mag es wohl wieder sein? Die dreissigste, vierzigste? Ich sollte weniger rauchen. Gleich morgen hör ich auf. Ich versuche, mir Kerstins Gesichtsausdruck in’s Gedächtnis zu rufen und gebe irgendwann auf. Worüber haben wir uns nur unterhalten? Wenn ich es jetzt nicht schaffe, mich wenigstens an die wichtigsten Dinge zu erinnern, hab ich spätestens morgen sowieso wieder alles vergessen. Warum zieht sie nur immer solch ein Fresse? Sie hat so ein hübsches Gesicht. Die dunklen Augen, die mich stets schwach machen und die schwarzen Haare, auf die ich so stehe. Aber immer dieser traurige, abwesende Ausdruck und die dunklen Augenränder. Wie gern hätte ich sie in den Arm genommen, sie einfach nur festgehalten und an mich gedrückt. Versucht, für einen kleinen Augenblick die Trauer aus ihren Augen zu verscheuchen. Aber nein, sie mag mich als Menschen sehr und das war’s dann auch schon. Sehr tröstlich, überhaupt einen Eindruck bei ihr zu hinterlassen. Sie will also morgen bei mir anrufen. Wahrscheinlich genauso, wie schon die letzten Wochen, in denen ich dann doch immer wieder irgendwann mein Handy in die Hand genommen habe um ihr ne SMS zu schicken. Irgendwie ist es mir schon egal, dass ich mich vollkommen zum Trottel mache. Gottseidank! Eine Dönerbude hat noch offen und ich hole mir ersteinmal drei Dosen Schultheiss. In beide (völlig durchnässte) Jackentaschen kommt je eine und die dritte wird umgehend geleert. Ob ich noch was zu essen hole? Lieber nicht. Lass ich mir doch lieber noch zwei Bier geben. Sicher ist sicher. Und gleich noch eine Schachtel Kippen. So, die Welt ist wieder in Ordnung. Wo war ich? Ach ja, bei Kerstin. Lohnt es sich, mir weiter über sie Gedanken zu machen? Wahrscheinlich nicht - ist aber auch egal, da sie sich sowieso immer wieder in meine Gedanken schiebt. Verdammte Hoffnungslosigkeit. Immer dieser Ärger mit den Weibern, und diese Ohnmacht mich dagegen wehren zu können. Jetzt bin ich dann doch in die Pfütze getreten und die war deutlich tiefer, als ich dachte. Jetzt spüre ich, wie langsam das kalte Wasser in den Stiefeln wabernd und jeder Schritt quietschende Geräusche verursacht. Scheisse, ist mir kalt! Erst mal wieder ne Zigarette anstecken und das nächste Bier geöffnet. Ab nem bestimmten Punkt schmeckt alles nur noch abscheulich. Jetzt noch zwei Strassen und dann bin ich zu Hause. Ich krame in der Hosentasche ob der Schlüssel noch da ist. ja, ist er. Gut. Eigentlich habe ich überhaupt keine Lust auf den Siff, der mich gleich erwartet. Aber ich bin jetzt so müde, dass ich Gefahr laufe, mich auf dem nächsten Haltestellensitz hinzulegen. Das wärs ja auch! Wache ich morgen auf - hundert Meter von zu Hause weg. völlig durchnässt und verfroren, dazu total verkatert und am ganzen Körper zitternd. Die Vorstellung treibt mir ein Lächeln ins Gesicht. So, da bin ich - Schlüssel raus - die ewig verschlossene Tür aufgeschlossen (auch eines der ewigen Mysterien - dass, trotz Schliessanlage, immer noch die Haustür abgesperrt wird) - die eine halbe Treppe raufgequält - rein in die Tür - Jacke und Stiefel in die Ecke geschmissen - schnell noch mal die Jacke nach den restlichen Bieren und der vollen Zigarettenschachtel durchwühlt - Daheim! Schnell noch den Aschenbecher in die Küche getragen, irgendeine Tüte geholt und den ganzen Schmutz, der darinliegt hineingeworfen. Weg mit dem ganzen Gerümpel, das auf dem Bett liegt. Ich schaffe es gerade noch, die Hose auszuziehen, dann fall ich in mein Bett, veruche krampfhaft, den Brechreiz zu unterdrücken, denke an Kerstin, bade mich in Selbstmitleid und bin auch schon eingeschlafen...<p><p>Gute Nacht Euch. 
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