Zitat: |
1. Litauen: Der ehemalige Kinderstar trägt schon wieder einen Hut - und er tut es zu einem tollen Eröffnungslied. Ein Troubadour über die Liebe verwundeter Seelen.
2. Israel: Noa und Mira werden für eine Rekordquote in ihrem Land sorgen - die Kunde, dass beide im ersten Halbfinale leidenschaftlich und charmant über sich hinaus wuchsen, ist angekommen. Gut so!
3. Frankreich: Patricia Kaas - was soll man mehr sagen? Sie ist eine Kühle, eine Feine, eine Aparte. Die letzte große Dame des Chansons. Ohne Flitter und Glitter steht sie am Mikrofon, die Bühne für sich allein. Magisch!
4. Schweden: Eine Art Gundel Gaukeley auf blond, eine toughe, operngestählte Sängerin, die ätherische Töne zum dreiminütigen Musicalpowerpack verquirlt. Wer Paul Potts liebt, mag auch Frau Ernman.
5. Kroatien: Schnulze, die klingt wie Pauschalurlaub in Split mit labbriger Terrassenunterhaltung. Er ist im Übrigen Theologiestudent – hoffentlich hat Gott ihm den Weg in ein Niedrigpunktergebnis erleichtert.
6. Portugal: Ach, wie schön, dieses Liedlein. Der ganze Act, alle sechs Musikerinnen, sehen wie das Gegenteil aller Casting- und Püppchenshows dieser Schönheitsterrorwelt aus. Anmutig und anbetungswürdig.
7. Island: Ja, es ist wahr, dieses Land sucht in der Finanzkrise Trost in einer scheuen Ballade, die von einer fast überblonden Frau gesungen wird. Hoffentlich nimmt ihr das Publikum nicht das Pyjamakleid übel.
8. Griechenland: Er turnt, er tanzt, er wuchtet sich auf der Bühne ein Fließband hoch. Er spielt den Macker, er sieht grotesk pseudomännlich aus – fadenscheiniger Konfektionspop – da wird jedes Tzatziki ranzig.
9. Armenien: Die zwei schwerbemaltesten Augenpaare der Welt, die in einem Ethno-Song alles aus sich herausholen, dazu in einem hübsch samtenen Folklorekostüm. Sehr tanzbar!
10. Russland: Ein Lied von ohrenfräsendem Charakter, diese Ode an die Mama, die die Sängerin immer gern an ihrer Seite wüsste. Die Dame überrascht mit einer Art Saunakleid und schmettert am Ende alle Töne ekstatisch.
11. Aserbaidschan: Kaspischer Versuch, mit Hilfe der englischen Sprache gefällig und mainstreaming zu wirken - viel zu gefällig.
12. Bosnien-Herzegowina: Suggestiv und einnehmend. Könnte gewinnen. Andererseits könnte dem Publikum diese über die Jahre zuverlässig gelieferte Serie an Ethno-Balladen leicht auf die Nerven gehen.
13. Moldawien: Die Dame erinnert in ihrem Trachtenkostüm daran, dass die Europa noch vor 100 Jahren voll von Folkloren und Nationalerzählungen war. Sehr aufgeregte Sangesweise, gewöhnungsbedürftig.
14. Malta: Chiara – 1998 wurde diese Sängerin Dritte, 2005 Zweite – und jetzt will sie das alles noch toppen. Routineschmalz mit hoher Stimme. Bitte beachten: die mächtigsten Armbewegungen des Abends.
15. Estland: Das erste estnischsprachige Lied seit 1998, die erste estnische Finalteilnahme seit 2003. Ein betörendes Lied wie gemacht für eine Beautyfarm und den Moment, in dem man seine Ostseesand-Wellness-Maske trägt.
16. Dänemark: Der Mann, der dieses Ronan-Keating-Ding singt, wird von Probe zu Probe aufgeregter. Fast bekommt er vor Dauerlächeln sein Gesicht nicht mehr in den Normalzustand. Er kann gut abschneiden.
17. Deutschland: Ein engagiertes, im Dienst der swingenden Weltverständigung vorgetragenes Lied, das mit Dita von Teese eine burleske Note erhält. Könnte klasse abschneiden.
18. Türkei: Die Chanteuse leidet immer noch unter Heuschnupfen und droht, etwas stimmlos zu wirken. Schade: Warum singt eine emanzipierte Frau, die in Belgien lebt und eine Marketingspezialistin ist, von einem dienenden Dasein im Harem?
19. Albanien: Eine junge Frau aus Tirana, die noch zur Schule geht und Hang zu Höherem hat und dennoch auf Lolita macht. Bedauernswert und womöglich geeignet, in deutsch-balkanesischen Kartenspielerhöhlen als Hintergrundmusik zu laufen.
20. Norwegen: Ein migrantischer (Weißrussland) Norweger, der mit Bubencharme und Geige ein Folksong darbietet. Hoch favorisiert, zumal der Tanzeinlagen wegen. Er wird gewinnen, wie einst Cliff Richard glaubte, gewinnen zu können.
21. Ukraine: Maschinenpark-, Madonna-ähnlicher Pop aus Kiew. Die Dame schmettert in einer Kulisse aus Industriemüll einen Song, der gegen Männergewalt wettert und beteuert, dass Frauen das Recht auf Selbstbestimmung haben.
22. Rumänien: Neckisch, fies, pseudofreundlich, mindercharmant – das Land gehört nicht zum Balkan, aber offenbar glaubten die Texter und Komponisten, das Wort Balkan bringe viel Sympathie ein.
23. United Kingdom: Die Sängerin bringt diese Webbermixtur würdig und stimmlich auf allen Höhen der Zeit. Am Klavier auf der Bühne: Meister Andrew „Phantom des ESC“ Lloyd Webber.
24. Finnland: Die Damen zu dünn, der Mann, Waldo, flippt auf der Bühne herum – man sollte ihnen zumindest wünschen, dass sie nicht Letzte werden. Absurde Finnen - man wünscht sich „La dolce vita“ von Anneli Saaristo aus dem Jahre 1989 zurück oder etwas vom Geist Lordis.
25. Spanien: Das Land steht hinter ihr, das Fernsehen hat nur Augen für sie, diese blonde junge Ex-Stewardess aus Valencia de Alcantara. Ihre Nummer wird man im Sommer garantiert an den dortigen Stränden hören. Nett - wenn sie besser singen würde. |
|
http://eurovision.blog.ndr.de/2009/05/16...sicherer-tipp/8
|