Wilson
Mitglied
Dabei seit: 25.06.2001
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Ich finde das, was sich da in letzter Zeit abspielt einfach unbeschreiblich.
Keine Frage, es gibt etliche - und meines Erachtens verdammt zu viele - die sich auf Kosten der Allgemeinheit ausruhen. Aber dann einfach pauschal die Leute in den Arsch zu treten, ist das Allerletzte. Das erinnert mich an eine etwas zweifelhafte Erziehunsmethode, von der ich vor Jahren mal gelesen habe. Da ging es darum, ob es nicht eine gute Idee sei, wenn ein Kind (bei mehreren Geschwistern) was angestellt hat, pauschal alle zu bestrafen, weil dann die Bestrafung selbst durch den unschuldigen Rest der Kinder erledigt würde. Weil die ja wissen, wer der Schuldige ist. Also quasi ein Aufruf zu Lynchjustiz, und nichts anderes sind solche Sachen, wenn zum Beispiel im Januar die Leute kein Geld bekommen.
Was, zum Teufel, soll denn eine Familie machen, wenn sie ihre Miete nicht zahlen kann?
Übrigens kam auch was auf, von wegen, daß Kinder ja doch durchaus Zeitungen austragen könnten, um den Lebensunterhalt der Familie zu unterstützen. Da verschlägt es mir die Sprache.
Ich bin eigentlich in der Firma trotz Mitgliedschaft im Betriebsrat als "Kapitalistenschwein" verrufen wegen meiner Ansichten in Sachen Sozialstaat, Schnorrertum etc, aber was sich im Moment abspielt, würde ich mir in meinen kühnsten "Kapitalistenschwein"-Träumen nicht vorstellen.
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06.08.2004 23:33 |
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Au backe Druide, und das mir
Weisst Du, ich bin ja nur dafuer, dass diejenigen die auch ins System
einbezahlen, davon Nutzen tragen duerfen, oder wenn's gar nicht
anders geht, eine geringe Almose erhalten, die so gering ist, dass sie
gerne arbeiten wollen. (Shit, ich hoere mich wie Lamprey an)
Aber in diesem Fall geht es ja darum, dass die Betroffenen jahrelang
ihre Steuern bezahlten incl. Arbeitslosengeldabgaben und sollten
sie es jemals - Gott verbiete - in Anspruch nehmen muessen, sagt
der Staat eiskalt: "Tja brauch erst mal dein Erspartes und das Ersparte
deiner Kinder auf und dann komm wieder. Vielleicht haben wir bis
dahin wieder ein paar Euro uebrig".
Wer sich hier nicht vom Staat beschissen fuehlt und den Hartz IV Kelch
an einem vorueberziehen laesst, der ist m.E. indifferent und ein Trottel
der annimmt, ihn/sie koennte es nicht treffen.
So, jetzt hab' ich's dir aber gegeben
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08.08.2004 17:48 |
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Drüüde
Küchenfee
Dabei seit: 23.06.2001
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mir kann man es garnicht "geben", wenn ich weiss, das ich recht habe, prallen selbst deftig formulierte argumente einfach ab...
nee.
die wut und der frust sind natürlich erklärbar.
immerhin wird irgendwer um das beschissen, was er bis dato geleistet hat.
aber: hartz ist eine völlig logische konsequenz auf die blauäugige sozialpolitik, die jahrzehnte in deutschland betrieben wurde.
ich kann mich noch gut erinnern, wie alle beim zusammenbruch der ddr mit dem finger gewackelt haben und sprachen: siehe, es war doch abzusehen, das auf sand gebautes SCHMERZHAFT den bach runtergeht.
recht hatten sie.
was soll ich sagen: das deutsche sozialsystem ist die ddr des gesamtdeutschen bürgers.
und:
immerhin ist hartz4 schon eine durch gewerkschaften aufgeweichte variante gegenüber dem ursprünglichen konzept.
alternative konzepte existieren bisher nur in extrem linken und extrem rechten programmen, der rest aktueller und zukünftiger entscheidungsträger hat garnix auf der pfanne, wissend, warum.
der aufschrei der empörung beinhaltet leider ausser um das wissen, das einem in die (brief)tasche gegriffen werden soll, kaum ein tieferes verständniss um den schon vollzogenen niedergang des deutschen sozialstaates.
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09.08.2004 15:24 |
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Wilson
Mitglied
Dabei seit: 25.06.2001
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Zitat: |
Original von Drüüde
ein bisschen haben die zustände ja was von weimarer republik:
klick
so dämlich, wie die spd ihre politik verkauft, so dämlich das volk, das sich selbst deswegen an das linke oder rechte sprektrum verkauft....
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Genau das befürchte ich; es ist wirklich eine fatal ähnliche Situation.
Und das Gefährliche sind ja nicht die dumpfbackigen Glatzen. Mit denen will keiner was zu tun haben, logisch.
Viel gefährlicher sind so kleine Sachen, die man - erst zögerlich, dann immer offener - hört.
Momentan sind es nur Leserbriefe in (Lokal-)Zeitungen oder eine Bemerkung aus Langeweile in der Schlange im Supermarkt, in denen sich sowas Merkwürdiges einschleicht, aber man merkt regelrecht, wenn man mal auf so ein Gespräch eingeht, daß sich da ganz anderes entlädt.
Und das wohlgemerkt bei mir, in einer der reichsten Gegenden Deutschlands.
Ich möchte nicht wissen, wie es woanders aussieht, wo es den Leuten echt dreckig geht.
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11.08.2004 22:39 |
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