Wie sich Nutzer am Computer rächen |
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Untersuchungen zufolge holen viele Anwender tatsächlich zum Gegenschlag aus, wenn der PC mit Fehlermeldungen nervt. «Computer werden häufig von ihren Anwendern geschlagen oder beschimpft», sagt die Soziologin Marleen Brinks aus München, die 2004 an der Fernuniversität Hagen eine Studie über Computer-Frust vorgestellt hat. Zwei Drittel der befragten Nutzer hatten demnach ihrem PC-Ärger schon einmal lautstark Luft gemacht, jeder Dritte wurde sogar handgreiflich. Der Großteil behandele den Rechner nicht wie eine leblose Kiste, sondern eher wie ein Lebewesen, erklärt Brinks. Wenn dieses sie ärgert, seien Rachegelüste ganz natürlich.
Zudem seien viele Nutzer in ihrer Arbeit vom PC abhängig und geraten bei Rechnerausfällen unter Zeitdruck. Wenn der PC kurz vor einem Termin den Dienst verweigert, ist Frust programmiert. Auch IT-Profis sind keineswegs vor Wutanfällen gefeit, im Gegenteil: Sie lassen ihren Frust sogar öfter an Maus, Monitor oder Tastatur aus.
Die Universität des US-Bundesstaates Maryland bietet PC-Anwendern inzwischen sogar gezielt Hilfe bei der fachgerechten Rache am PC. «Wir haben eine Webseite erstellt, die frustrierten Nutzern helfen soll, ihren Ärger richtig abzulassen und sicher wieder zur Ruhe zu kommen», erklärt der Leiter des zuständigen Instituts, Kent Norman. Für Genugtuung sollen Videos auf der Webseite http://lap.umd.edu des Institutes sorgen, in denen PCs auf jede nur erdenkliche Art malträtiert werden: Dort werden Maus-Burger gegrillt, Festplatten in Weißweinsoße angebraten und PCs in der Autowaschanlage eingeseift.
Dass derartige Racheakte durchaus hilfreich sein können, kann Robert Schlittenbauer nur bestätigen. «Es tut einfach gut, es dem PC einmal so richtig heimzuzahlen», sagt der Münchner, der auf seiner Internetseite «PC-killer.de» Web-TV-Sendungen zeigt, in denen «ergonomische» Tastaturen mit der Stichsäge angefertigt oder komplette Rechner in die Luft gejagt werden.
Auf die Idee kam er 1999: Nachdem ihn sein PC wieder einmal zur Weißglut gebracht hatte, schnappte er sich die Kiste und warf sie mit Freunden so lange durch die Gegend, bis nur noch ein Haufen Schrott übrig war. Die Vergeltungsmaßnahme sprach wohl vielen aus der Seele.
In der Tat haben sich derartige Aktionen in der Computerszene zu einem regelrechten Sport entwickelt. So trafen sich 2003 PC-Fans in Belgien zur Meisterschaft im Computer-Weitwurf. Auch hier zu Lande erfreuen sich Disziplinen wie das so genannte DOSenwerfen großer Beliebtheit. Auf Veranstaltungen der Gruppe «Lanwirtschaft» in Merseburg bei Halle an der Saale können Teilnehmer wiederum PC-Bauteile mit Rädern versehen und auf eine Crash-Rallye schicken.
Soziologin Brinks rät Anwendern dagegen, bei einem Wutanfall einen kurzen Spaziergang zu machen. Sonst könnten Nutzer ihren Racheakt leicht bereuen. Denn der tägliche Computer-Frust richtet hohe Schäden an: In England beispielsweise rechnet der Industrieverband CBI mit jährlichen Kosten von umgerechnet mehreren Milliarden Euro.
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