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kilian
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KARAT-Sänger Herbert Dreilich tod Zitatantwort auf diesen Beitrag erstellen Diesen Beitrag editieren/löschen       IP Information Zum Anfang der Seite springen

Sänger von Karat Herbert Dreylich im Alter von 62 Krebs verstorben!



Karat - Schwanenkönig


Es neigte ein Schwanenkönig
seinen Hals auf das Wasser hinab.
Sein Gefieder war weiß wie am ersten Tag,
rein wie Sirenenton.
Und im Glitzern der Morgensonne
sieht er in den Spiegel der Wellen hinein,
und mit brechenden Augen weiß er:
Das wird sein Abschied sein.

Wenn ein Schwan singt, schweigen die Tiere.
Wenn ein Schwan singt, lauschen die Tiere.
Und sie raunen sich leise zu, raunen sich leise zu :
Es ist ein Schwanenkönig, der in Liebe stirbt.

Und es began der Schwanenkönig
zu singen sein erstes Lied,
unter der Trauerweide,
wo er sein Leben geliebt.
Und er singt in den schönsten Tönen,
die man je auf Erden gehört,
von der Schönheit dieser Erde,
die ihn unsterblich betört.

Und es singt der Schwanenkönig
seinen ganzen letzten Tag,
bis sich die Abendsonne
still ins Dunkelrot flieht.
Lautlos die Trauerweide
senkt ihre Blätter wie Lanzen hinab.
Leiser und leiser die Töne,
bis das letzte Licht im Gesang verglüht.

Wenn ein Schwan singt, lauschen die Tiere.
Wenn ein Schwan singt, schweigen die Tiere.
Und sie neigen sich tief hinab, raunen sich leise zu:
Es ist ein Schwanenkönig, der in Liebe stirbt




Am 22.02.1975 gaben Karat ihr erstes Konzert in Pirna. Die Musiker sind schon zum Teil bekannt, denn Ulrich "Ed" Swillms, Herbert Dreilich und Henning Protzmann, die Gründer der Band, haben sich schon bei Panta Rhei einen guten Namen erspielt. Ed und Herbert kennen sich bereits seit 1969, als Herbert von den Puhdys (kurze Zeit für Dieter Hertrampf) zu den Alexanders kam. Zusammen mit Henning waren sie dann die "Seele" von Panta Rhei. Panta Rhei erfüllte noch bis Mitte 1975 die vertraglichen Verpflichtungen und löste sich dann auf. "Wir wollten eine andere Musik machen, sahen im Panta Rhei-Konzept Grenzen", so Dreilich zur Auflösung. Karat soll eine breitenwirksamere Musik machen, war doch die Musik von Panta Rhei sehr jazz-orientiert. In Joachim "Neumi" Neumann glaubten sie auch einen Sänger gefunden zu haben, der mehr als nur Gesang von der Bühne herunterbringt: Spaß und Show. Das erste Repertoire bestand aus einem Block Eigenkompositionen und sonst aus dem Nachspielen internationaler Titel. Im Rundfunk wurden die ersten Titel produziert. "Du und Ich", "Schwester", "Leute welch ein Tag" und "Ich lauf durch die Stadt". Walter Cikan ermöglichte dies, war er doch schon Mentor von Panta Rhei. Mit der Auflösung von Panta Rhei hatten sich Ed, Herbert und Henning nicht nur Freunde gemacht. Das staatliche Komitee für Unterhaltungskunst verweigerte der Band vorerst die Einstufung. Karat wurde einfach ignoriert.

1976 verlassen die Gründungsmitglieder Ulrich Pexa (g) und Konrad Burkhard die Band. Dafür kamen Bernd Römer (g) und Michael Schwandt (dr), beide von der Horst Krüger Band. 1976 war Karat schon für zahlreiche Fans zu einem Markenzeichen geworden. Inzwischen gibt es dreizehn Rundfunktitel. "Leute welch ein Tag", "Suche ein Zimmer" "Abendstimmung" und das "Monster" belegten vordere Plätze in den Wertungssendungen. Da kam für Neumi der Einberufungsbefehl ins Haus. Ein Jahr später stieg er ganz aus und gründete Neumis Rock Circus. Den Vocalpart übernimmt ab jetzt Herbert Dreilich. Anfang 1978 erschien die erste LP bei Amiga mit einer Auswahl der bis dahin beim Rundfunk produzierten Titel. Verkauft wurden immerhin 300.000 Stück. 1978 nahm Karat am internationalen Schlagerfestival in Dresden teil, wo sie mit den Titeln "König der Welt" und "Über sieben Brücken" den Grand Prix bekamen. Diesmal reagierte Amiga schneller. Noch im gleichen Jahr kam mit "Über sieben Brücken" die zweite LP in den Handel. Diesmal schien die Musik von Ed Swillms und Herbert wie aus "einem Guss". "Über sieben Brücken" war eigentlich fürs Fernsehen als Filmmusik entstanden. Weitere Hits der Platte waren "Gewitterregen" und "Albatross". Tourneen an die "Trasse" und in die Balkanstaaten schlossen sich an. Im September 1979 durfte Karat das erste mal in den Westen, ins Westberliner Kantkino. Unter den Zuhörern war Peter Schimmelpfennig, Chef der Plattenfirma "Pool". Durch seinen Einfluss kam kurze Zeit später die LP "Albatross" (Übernahme der "Über sieben Brücken"-LP) auf dem bundesdeutschen Markt. Im West-TV durfte Karat nach Anordnung staatlicher DDR-Stellen jedoch nicht. Peter Maffay nutzte die Lücke, indem er den Hit "Über sieben Brücken", den er im Radio gehört hatte, coverte und damit einen Riesenerfolg hatte. Die LP geht in der DDR 490.000 mal über die Ladentische und wird in der BRD 250.000mal verkauft. 1980 erschien die dritte Karat-LP "Schwanenkönig", die unter gleichem Namen von Teldec übernommen wurde. Kritiker stuften ”Schwanenkönig" zum Teil als Kitsch ein. Für Ed Swillms war es jedoch ein weiterer Schritt in seinem kompositorischen Schaffen. Die Fans reagierten auf ihre Weise: "Schwanenkönig", "Gewitterregen" und "Magisches Licht" wurden schnell zu Hits.



470.000 / 200.000 verkaufte Alben in Deutschland sprechen eine beredte Sprache. Tourneen in die CSSR, BRD, Kuba und Bulgarien schlossen sich an. Bald entdeckten die DDR-Funktionäre eine lukrative Devisenquelle in der Band. Das die Gruppe nach westlichen Gepflogenheiten viel zu billig verkauft wird, stellt sich erst viele Jahre später heraus. 2.500 DM zahlen die Künstleragenturen der Band pro Auftritt. Für Ed Swillms indes wird der Tourneestress immer größer. "Auf Bestellung kann ich nicht komponieren. Ich brauche zu Hause viel Zeit", sagt er einmal. Positiv entwickelte sich dabei aber die Zusammenarbeit mit dem Texter Norbert Kaiser. Ed zieht sich zurück, komponiert und spielt nur noch selten bei Konzerten. Eine Alternative glaubte man damals in Thomas Natschinski zu finden. Ed und Thomas wechselten sich bei den Konzerten ab. Im März 1982 erschien die vierte LP diesmal gesamtdeutsch- "Der blaue Planet". Die Vorab-Single hat sich im Westen bis dahin schon 250.000mal verkauft. Eine BRD-Tour in über 29 Städte startet am 27. April 1982. Höhepunkt war ein Konzert in der Berliner Waldbühne vor 17.000 Zuhörern. In der DDR bleiben solche Open-Air-Erlebnisse vorerst verwehrt. In der DDR wurde die LP 750.000mal verkauft und im Westen gab es für 250.000 verkaufte LP die erste "Goldene". 1983 erschien mit "Die sieben Wunder der Welt" die fünfte Karat-LP und ihr ist die Krise, in die Karat allmählich schlitterte, anzumerken. Amiga mußte zwar 100.000 Stück nachpressen, aber Teldec verkaufte nur 90.000 Stück. Im Hintergrund gärte es, Swillms komponiert schon für die nächste LP und Natschinski will eigene Kompositionen beisteuern, zieht sich schließlich völlig zurück. Für ihn kommt Thomas Kurzhals (Ex-Stern Meißen) in die Gruppe. Zum 10. Geburtstag der Band herrscht Krisenstimmung. Da die neue Platte noch nicht fertig ist, zeichnet Amiga ein Konzert im Steintor-Variete Halle auf und bringt es als Jubiläumsplatte "10 Jahre auf dem Weg zu Euch" heraus. Seit geraumer Zeit gab es schon Differenzen zwischen der Band und dem Mitbegründer und Manager Hennig Protzmann. Man einigte sich auf eine Trennung. Ab Januar 1986 managt die Thüringerin Adelheid Walther die Band. Für den Musiker Protzmann kam Christian Liebig. 1986 erschien das sechste Album "Fünfte Jahreszeit". Kurz nach Erscheinen der LP ziehen sich Ed Swillms und der Texter Norbert Kaiser völlig aus der Zusammenarbeit mit der Band zurück. Karat pausiert im Osten und kam 1987 nur noch den vertraglichen Verpflichtungen nach. Aus den Händen von Peter Maffay bekam die Band 1987 die ”Goldene Europa” überreicht. Inzwischen liegen Pläne für eine neue LP im Schubkasten. Burkhard Brozat, der Texter von Maffay, stand im Frühjahr 1988 vor Dreilich`s Haustür und hatte eine Idee für eine LP. Amiga stand vor dem wirtschaftlichen Zusammenbruch und Teldec, die es gewohnt waren immer ein fertiges Produkt aus dem Osten zu bekommen, blockten ab. Brozat besorgte einen neuen Plattenvertrag bei dem kleinen Hamburger Label ”Klaus Böhnke extra record and tapes”. Im November 1989 sind die Vorbereitungen abgeschlossen. Im Frühjahr 1990 komm die Platte unter dem Namen ”Im nächsten Frieden” auf den Markt. Die Platte floppte.

Karat hatte seid dem Weggang von Ed Swillms noch nicht zu ihrer Form zurückgefunden. Die Fans im Osten wollten jetzt den Westen testen. Erstmals kommt Existenzangst auf und die Musiker jobben nebenbei, da sie von der Musik nicht mehr leben können. 1991 entsteht die zehnte Lp der Gruppe. Doch auch diese Platte geht im überbordenden Plattenmarkt sang- und klanglos unter. Karat war unzufrieden mit der Plattenfirma, doch man war bis 1994 vertraglich gebunden. 1993/1994 hatten die Fans im Osten den Westmarkt zur Genüge getestet und wollten ”ihre” Künstler wieder sehen. Egal ob Schauspieler, Moderatoren, Schlagersänger und Rocker, die alten Publikumslieblinge wurden wieder gewünscht. Im Sommer 1994 schließen Karat einen neuen Plattenvertrag mit ”K&P Music”, dem Label der City-Musiker Toni Krahl und Fritz Puppel. Dahinter steht mit Ariola eine Plattenfirma mit dem entsprechenden Werbe- und Vertriebspotential. 1995 erschien mit ”Die geschenkte Stunde” die elfte LP. Karat ist wieder da.



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"we all want something beautiful... and i wish i was beautiful"

13.12.2004 14:41 Beiträge von kilian suchen
what a pitty
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Karat - Schwanenkönig, ein schönes Lied.
Aber da gab es noch viele schöne Lieder von Karat, ich habe sie schon vor zig Jahren gehört und ich mochte die Stimme von Herbert. Es ist traurig, dass er nicht mehr da ist, aber es ist schön, dass uns seine Stimme und die Lieder erhalten bleiben. smile

13.12.2004 23:42 Email an what a pitty senden Homepage von what a pitty Beiträge von what a pitty suchen
kilian
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Zitat:
Original von what a pitty
Karat - Schwanenkönig, ein schönes Lied.
Aber da gab es noch viele schöne Lieder von Karat, ich habe sie schon vor zig Jahren gehört und ich mochte die Stimme von Herbert. Es ist traurig, dass er nicht mehr da ist, aber es ist schön, dass uns seine Stimme und die Lieder erhalten bleiben. smile


ich würde gern songtexte posten. sie sind deutsch und der inhalt spricht für sich. karat war nie irgendeine band und herbert dreilich auch nie irgendein sänger:



König der Welt



Rollt aus den Teppich, daß das Herz auf Samt geht
Stille von Kerzen stellt an den Weg

König der Welt ist das Herz das liebt,
und jeder Herzschlag ist ein Ritterschlag,
denn er gilt dem Anderen,
und nur ein König hat diese Macht,

König der Welt ist das Herz das liebt,
und jeder Herzschlag ist ein Ritterschlag,

König der Welt ist das Herz das liebt,
und jeder Herzschlag ist ein Ritterschlag,
verneigt Euch tief und soweit es geht,
vor dieser herrlichen Majestät,
und soll Dein Herz selbst ein König sein -
Ich sag: Dann liebe, und die Welt ist Dein ...

König der Welt ist das Herz das liebt,
und jeder Herzschlag ist ein Ritterschlag,
verneigt Euch tief und soweit es geht,
vor dieser herrlichen Majestät,
und soll Dein Herz selbst ein König sein -

Ich sag: Dann liebe,
und eins wird sein, die Welt ist Dein ...


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"we all want something beautiful... and i wish i was beautiful"

14.12.2004 00:24 Beiträge von kilian suchen
kilian
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Dabei seit: 24.02.2003

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in gedenken an tamara danz (silly) und herbert dreilich (karat)




Glocke 2000


Wer glaubt noch an das Glück
für dich und für mich,
wenn schon im Keim zerbricht,
was vor einer Betonwand erblüht,
wenn nur noch Fieberträume über uns regiern.
Uns bleibt ja kaum noch Zeit,
zu spüren das die Welt trotz Narben und trotz Leid
für uns wunderschön sein kann.


Du sagst: Ich bin ein Träumer,
doch ich bin nicht allein.
Ich will gern mit dir darüber ehrlich streiten,
was der Sinn des Lebens für uns sein kann.
Oder schweigen wir ? Oder schweigen wir ? Schweigen wir ?


Ich will mit dir teilen die Angst und die Lust,
ich will mit dir hören,
die Glocke die Zweitausend schlägt.
Uns bleibt ja kaum noch Zeit zu spüren
das die Welt trotz Narben und trotz Leid
für uns wunderschön sein kann.


Du sagst: Ich bin ein Träumer,
doch ich bin nicht allein.
Ich will gern mit dir darüber ehrlich streiten,
was der Sinn des Lebens für uns sein kann.
Oder schweigen wir ? Oder schweigen wir ? Schweigen wir ?
Vorbei sind die Zeiten, wo einer allein,
den Himmel auf Erden versprechen uns kann.


Wir stehn in den Zeiten, wo einer allein,
die Hölle auf Erden endgültig auslösen kann.
Ich will mit dir teilen die Angst und die Lust,
ich will mit dir hören,
die Glocke die Zweitausend schlägt.

ihre lieder machen sie und unvergessen

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14.12.2004 00:26 Beiträge von kilian suchen
what a pitty
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ich habe sogar noch Karat LP's smile

14.12.2004 00:28 Email an what a pitty senden Homepage von what a pitty Beiträge von what a pitty suchen
kilian
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Zitat:
Original von what a pitty
ich habe sogar noch Karat LP's smile


logo, das ich sie auch hab. dazu dann noch city (genial) stern meißen, berluc

ich bin mit ihnen groß geworden
Herbert Dreilich - Ein Freund ist von uns gegangen

Rostock/MVr/13.12.04 – +

Nachruf

Als ich die Nachricht las wurde mir klar, nun ist ein Freund von uns gegangen, mit dem ich über Jahre zu tiefst verbunden war. Herbi wie er liebevoll von seinen Fans und auch von mir genannt wurde ist nach langer Krankheit verstorben. Mit ihm geht ein Teil meiner und sicher auch Ihrer Jugend zu Grabe.


Foto: MVnn


Es waren Lieder wie „König der Welt“, "Über sieben Brücken" oder „Schwanenkönig“, die mich in meiner Jugend begleiteten und die ich einfach lauthals mitsang. Und auch Herbi war für mich ein Freund, auch wenn ich wenig Kontakt zu ihm hatte. Er war ein Freund, weil er die Lieder sang, die mich bewegten. Später dann, als ich als Volontär bei einer Musikzeitung tätig war, hatte ich die Ehre Karat bei einer kleineren Deutschlandtour zu begleiten. Herbi wurde für mich ein Mensch zum Anfassen und ich weiß noch wie heute, ich empfand ihn als listigen, aber stets gut gelaunten, von jeglichen Künstlerallüren freien Kumpel.

Bei einem Konzert im Münchner Schlachthof war ich fasziniert, wie Karat und insbesondere Herbi es immer wieder schaffte, dass Publikum für sich einzunehmen, obwohl damals nur wenige Leute in München die Gruppe kannten. Mit seiner eindringlichen Art seine Songs zu singen, gewann er die Herzen der Menschen im Sturm. Auch später war ich immer mit der Gruppe Karat und Herbi verbunden. Ich arbeitete als Redakteur in Italien und auch dort wurde ich immer wieder, wenn ich Musik von Karat im Auto oder zuhause spielte, gefragt, wer ist das, welche Gruppe singt das ?

Das letzte Mal traf ich Herbi bei einem Konzert hier in Rostock Warnemünde. Man merkte ihm seine schwere Krankheit an. Dennoch sang er kraftvoll, als ginge es im Angesicht des Todes darum, den Schwanenkönig einmal noch in seiner ganzen Schönheit zu besingen, bevor die Trauerweide sich ein letztes mal über ihn senkt.

Olaf Leitner ein bekannter RIAS Moderator und nach der Wende auch beim Rundfunk der DDR tätig, beschrieb Herbert Dreilich und Karat einfach so :

Nur durch ihn gelangten Karat-Songs zur vollen Reife obwohl es, etwa mit Peter Maffay respektable Mitbewerber gab („über sieben Brücken“). Bei Karat wurden Gefühl und Sentimentalität so ausbalanciert, dass die Grenze zum Kitsch nie überschritten wurde.

Und der Stern spöttelte: „Die Gruppe Karat und Herbert Dreilich nicht zu mögen, gilt schon beinahe als deutsch-deutscher Grenzzwischenfall.“

Herbi, Du bist mein Schwanenkönig, du hast immer mein Herz getroffen und ich weiß, da wo Du jetzt auch bist, wirst Du alle mit Deiner Musik verzaubern. Ich werde Dich und Deine Musik in meinen Herzen bewahren, mach es gut alter Freund.

MVr Rostock Claus Böhme


Quelle


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"we all want something beautiful... and i wish i was beautiful"

14.12.2004 01:06 Beiträge von kilian suchen
somisimone


Dabei seit: 09.12.2004

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ich war schon geschockt als ich die nachricht gelesen habe. war doch karat das aushängeschild der ddr musik. mehr kann ich momentan dazu nicht schreiben , mir fehlen die worte .

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14.12.2004 22:16 Email an somisimone senden Beiträge von somisimone suchen
kilian
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Dabei seit: 24.02.2003

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Schön, mild
Zum Tode von Herbert Dreilich

Von Hans-Dieter Schütt

Eine Illusion muss dich zum richtigen Moment treffen, dann wirst du sie ein Leben lang nicht los. Oder Bücher! Nicht zum richtigen Zeitpunkt gelesen, bleiben sie ohne jede Chance. Auch wenn du sie später doch lesen solltest. Bemühung nützt nichts. Erlebnis tendiert zur Mühelosigkeit. Zur Leichtigkeit, so, wie man sie dem eigenen Herzschlag wünscht – nur jeder Herzschlag ist ein Ritterschlag. Das ist auch der Grund, warum wir stets die gleichen Rocksongs hören. Und immer sind es frühe Lieder. Danach kommt meist nichts mehr, auch wenn wir pausenlos Neues hören und uns selber Weiterentwicklung einreden. Wer wollte sich noch weiterentwickeln, wenn er, jung genug, einzig seine Band, einzig seine Hits gefunden hatte. Man soll das nicht unterschätzen, wenn einer hörend sagt, dies, was er höre, sei genau seine Welt. Sie bleibt es nämlich. Und sei es, irgendwann, als dringliche Erinnerung – beim Weiterschreiten im Kreis, der kaum größer wird. Leben. Sieben Mal wirst du die Asche sein.
Neben der Welt, die es noch gibt, gab es die DDR. Gab? Vielleicht lebt sie jetzt erst richtig, denn jetzt kann jeder frei auswählen, was sie ihm sein soll. Und das meint das Gegenteil der Ostalgie-Shows – die Herbert Dreilich nicht mochte. Herbert Dreilich ist tot. »Karat« ist tot, wie »Silly« starb, als Tamara Danz alles hier verließ.
Ist das ein Schicksal?! Ein Österreicher, der in Großbritannien aufwächst, bei der Mutter in Halle landet, und dahinein zuckt der Weltgeschichtsblitz: Mauerbau. So kommt einer zu einer Erfahrung, und davon kann er dann ein Lied singen. Über sieben Brücken musst du gehen. Maffay hat das grandios gesungen. Aber damit ein Lied einem Sänger gehört, dafür reicht nicht, dass er es nur singt. Maffay sang und singt original »Karat«, aber wenn ich ihn höre, höre ich einen, der, auch wenn er im muscle-shirt seine Muskeln zeigt, nicht über sieben Brücken gehen muss, sondern überall ohne Kraftanstrengung über tausend Brücken gehen kann.
Dieser Eindruck wird so bleiben. Auch wenn damit ein Rocksong etwas übertrieben, schon gar im rückwärtigen Dienst, in eine politische Wertung gedrängt wird. Aber was wäre Kunst ohne den Vollendungs-Auftrag derer, die da hören, sehen, lesen. Was die da oben auf der Bühne spielen, wird von uns unten erst erhöht. Ein wirklich gutes Lied geht nicht um die Welt, es endet in uns, nur in uns. Alle hören’s, aber nur ich bin gemeint. Diese Wahrheit brachte es auf acht Millionen verkaufte »Karat«-Alben.
Und wenn ich also mit etwas Gesungenem gemeint bin, dann weiß ich auch nicht mehr, was daran Kitsch sein soll. König der Welt. Ein weicher balladesker Schwung. Schwanenkönig. Ein Flügelschlag, der dem Wasser, der Erde näher bleibt, als er dem Himmel kommen kann. Eine Hochstimmung ganz aus Relativität heraus. Ein pathetisches Maß, aber im Milden, weniger im Wilden. Und darum fiel’s manchmal, das Wort vom Kitsch. Für etwas, das doch nichts weiter als die konsequenteste aller Gegenwelten ist. Schönste Schlager sind Totalopposition, schönste Rockballaden auch. Die von »Karat« – 1975 gegründet – hatten einen Ton, der reiner Wunsch nach Schönheit war, dies aber in Verbindung mit Kraft. Mich zwingt keiner auf die Knie.
Herbert Dreilich – Musikschüler in Berlin-Friedrichshain, Musiker bei Reinhard Lakomy, dem Henri-Kotowski-Quintett, bei den Alexanders und Panta Rhei – starb in der Nacht zum vergangenen Sonntag (ND, 14. 12.). Er hatte Krebs. In den letzten Konzerten machte er den Eindruck wie immer: versunken, ein fast heiliger Ernst; Rock, der auch Andacht sein möge. Es gibt Menschen, die öffnen eine Hand, und heraus fällt immer eine Büroklammer; wenn Dreilich seine Hand um ein Mikrofon schloss, da schien es, als startete irgendwo ein Albatros. Natürlich, eine Illusion nur. Aber wenn »Karat« sang, traf die ja im richtigen Moment.
Irgendwann tauchen Rocksänger im Fernsehen auf, oder wir schauen auf die jüngsten CD-Cover, und wir hören uns sagen: Oh, alt geworden. Wir hören uns das sagen, ja, aber wir lügen da einfach nur mit, was alle lügen. Denn natürlich stimmt das nicht; das wäre ja genau so, als behaupte jemand, wir selber seien alt geworden. Die Welt lügt, sie redet uns auch fortwährend ein, Leben sei immer dort, wo wir gerade nicht sind. Aber wir haben den Gegenbeweis. Den Beweis gegen das Alter und gegen die Lebensleere. Es ist nichts, was man ausspricht. Nein, wir legen einfach die alten Hits auf. Erfahren das ewig Alte. Dass wir Asche sind. Aber einmal auch der helle Schein.



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"we all want something beautiful... and i wish i was beautiful"

15.12.2004 23:01 Beiträge von kilian suchen
 
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